- In der tunesischen Hauptstadt Tunis haben Tausende Menschen gegen Präsident Kais Saied protestiert.
- Die Menschenmenge bewegte sich am Sonntag auf das Parlamentsgebäude zu.
- Saied hatte vor vier Monaten die Arbeit der Parlamentarier gestoppt und die Regierung abgesetzt.
Hunderte Sicherheitskräfte versuchten die Demonstranten aufzuhalten. «Wir werden keinen neuen Diktator akzeptieren», sagte der Kundgebungsteilnehmer Foued Ben Salem. Die Protestierenden versuchten, Polizeibarrikaden im Parlamentsbezirk zu beseitigen und forderten die Wiederaufnahme des parlamentarischen Betriebs und die Wiederherstellung der Demokratie.
Gegner werfen Saied Putsch vor
Vor einem Monat hatte Saied ein von ihm zusammengestelltes Kabinett vereidigt. Neue Ministerpräsidentin an der Regierungsspitze ist die kaum bekannte Geologin Najla Bouden Romdhane. Sie war im Bildungsministerium zuständig für die Umsetzung von Projekten der Weltbank.
Saied hatte am 25. Juli die Regierung entlassen und die Arbeit des Parlaments unterbunden. Er regiert per Dekret. Sein Vorgehen rechtfertigte er mit der Notwendigkeit, den politischen und wirtschaftlichen Stillstand in Tunesien zu überwinden und die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Seine Gegner werfen ihm einen Putsch vor und fürchten um die demokratischen Errungenschaften, die sie mit der Revolution von 2011 erlangten.