Darum geht es: Der Massentourismus belastet Mallorca immer stärker, jetzt werden härtere Massnahmen ins Auge gefasst. So will der Bürgermeister der Insel-Hauptstadt Palma die Anzahl der Besucher und Besucherinnen sowie von Mietwagen einschränken. Zudem sollen Private keine Ferienwohnungen mehr vermieten dürfen, Partyboote sollen verboten werden. Um seine Ideen umzusetzen, braucht der Bürgermeister die Zustimmung weiterer Behörden, was alles andere als sicher ist. Klar aber ist: Die Mallorquinerinnen und Mallorquiner haben den überbordenden Massentourismus satt.
Sogar der Präsident der Tourismus-Lobby gibt zu, dass die Grenzen des Wachstums mancherorts überschritten sind.
Unzufriedene Bevölkerung: Letzten Samstag nahmen in Palma je nach Schätzung 10'000 bis 25'000 Personen an einer Demonstration gegen den Massentourismus teil. Es war die grösste Protestveranstaltung der letzten Jahre. Das Motto der Demonstration lautete: «Sagen wir basta!» und «Mallorca steht nicht zum Verkauf!» Regionale Medien sprachen von einem «historischen» Protest. Dabei ging es vor allem auch um die Folgen der Massentourismus-Ströme: Für die Einheimischen wird der Wohnraum knapp, die Mietpreise steigen. Zwar ist der Tourismus für Mallorca essenziell – allerdings profitiert eine Minderheit überdurchschnittlich daran.
Deshalb wird es jetzt ernst: Nach der Pandemie waren die Spanier zunächst froh, dass die Touristen wieder zu ihnen in die Ferien kamen. Doch inzwischen werden viele Orte geradezu überrannt. 2023 machten 90 Millionen Menschen Ferien in Spanien – und die meisten von ihnen besuchten jene Orte, die sowieso schon voll sind: die Balearen, Kanaren, Barcelona oder Andalusien. «Jetzt hat sogar der Präsident der Tourismus-Lobby zugegeben, dass die Grenzen des Wachstums mancherorts überschritten sind», sagt die in Spanien lebende Journalistin Julia Macher. Das zeigt: Es ist ein Sinneswandel im Gang.
Genug ist genug: Der Einsturz einer Terrasse am Ballermann in Palma, bei dem vier Menschen starben, dürfte die Unzufriedenheit der Mallorquinerinnen und Mallorquiner verstärkt haben. «Für viele ist das Unglück ein Beweis sowohl für die Rücksichtslosigkeit vieler, die vom Tourismus leben, als auch dafür, dass man den Massentourismus nicht mehr unter Kontrolle hat», sagt die Journalistin. In der Tat: Der Bürgermeister Palmas kann auf zwölf Inspektoren zurückgreifen – sie sollen die rund 5000 Bars und Restaurants kontrollieren. «Das zeigt: An bestimmten Stellen ist man der Lage nicht mehr Herr», so Macher.