- Der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof, der vergangene Woche zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist, hat sein Heimatland heimlich verlassen.
- Rasoulof ist zu den Filmfestspielen von Cannes eingeladen, die diese Woche beginnen. Dort läuft sein neuer Film im Wettbewerb um die Goldene Palme.
- Laut seiner Filmagentur ist noch unklar, ob Rasoulof nach Cannes kommen könne.
Die Nachricht von seiner heimlichen Ausreise kommt kurz nach seiner Verurteilung zu acht Jahren Gefängnis und Peitschenhieben. Vor gut einem Jahr war Rasoulof erneut mit einem Ausreiseverbot belegt worden. Damit sollte damals laut Aktivisten eine Teilnahme des Regisseurs an den Filmfestspielen von Cannes verhindert werden. Rasoulof, der 2020 den Goldenen Bären der Berlinale für seinen Film «Es gibt kein Böses» erhalten hatte, gilt im Land als äusserst kritischer Filmemacher.
Schweren Herzens entschied ich mich für das Exil.
«Ich bin vor einigen Tagen nach einer langen und komplizierten Reise in Europa angekommen», zitierte ihn seine Filmagentur in einer Mitteilung. «Ich hatte nicht viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Ich musste zwischen dem Gefängnis und der Ausreise aus dem Iran wählen. Schweren Herzens entschied ich mich für das Exil. Die Islamische Republik beschlagnahmte im September 2017 meinen Reisepass. Daher musste ich den Iran heimlich verlassen.»
Auch auf Rasoulofs Instagram-Seite wurde die Ausreise bestätigt, die mit grosser Kritik am iranischen Staat einherging. «Wenn der geografische Iran unter den Stiefeln Eurer religiösen Tyrannei leidet, so ist der kulturelle Iran in den Köpfen von Millionen Iranern am Leben», hiess es dort.
Am Sonntag hatte Irans Kulturminister Mohammed-Mehdi Esmaeili die Produktion seines neuen Films kritisiert. Diese sei ein «klarer Verstoss», sagte der Minister, der wegen der Repressionen gegen iranische Künstler auch mit EU-Sanktionen belegt ist.