«Wir dürfen als ausländische Helfer nicht zur Last werden für ein Land, das sonst schon betroffen ist!» Der dies sagt, hat langjährige Erfahrung in der Katastrophenhilfe: Toni Frisch, ehemaliger Leiter der humanitären Hilfe des Bundes. Wenn man im Ausland Hilfe leisten wolle, sei nur das Beste gut genug: «Halbbatzigkeiten können wir uns nicht leisten.»
Ballast für die professionellen Helfer
Frisch spricht damit die möglichen Probleme an, welche gutmeinende Helfer ohne Erfahrung in Katastrophengebieten verursachen. Als Beispiel erinnert er sich an die Situation auf Haiti nach dem Erdbeben vom Januar 2010. «Ich habe auf Haiti Leute gesehen, die kamen aus dem Ausland – mit leeren Händen.»
Seine Kritik: Die Leute seien einfach mal angereist, um zu helfen. Doch sie seien ein Ballast für die professionellen Helfer und die in solchen Situationen sowieso völlig überforderten Transportmittel. «Man muss sich ganz konzentriert engagieren und nur diejenigen ins Gebiet fliegen, die eine Differenz machen können», weiss Frisch dank seiner jahrelangen Erfahrung.
Dort helfen, wo Hilfe am nötigsten ist
Kritik übt Frisch auch an manchen Hilfswerken, die sich ins Rampenlicht stellen: Es gebe immer wieder Konkurrenz-Situationen unter den verschiedenen Hilfswerken, das sei «verwerflich». Meist seien es unqualifizierte Organisationen, die am liebsten dort tätig seien, wo das Fernsehen hinkomme. «Damit man sich profilieren kann.»
Einen ganz anderen Weg verfolge die Schweizer Katastrophenhilfe: Man versuche meist dort zu helfen, wo sonst keine oder kaum Hilfe hinkomme. «Man muss sich dezentral engagieren, und nicht nur dort, wo es für die Helfer am einfachsten ist», betont der Katastrophen-Experte.
Dies ist auch diesmal auf den Philippinen der Fall: Das erste Team der Humanitären Hilfe des Bundes (SKH) ist nach Cebu geflogen, um von dort aus per Schiff die Stadt Ormoc anzusteuern – mit einer mobilen Wasseraufbereitungsanlage im Gepäck.
Versorgung mit Trinkwasser am dringendsten
Genau dies ist im philippinischen Katastrophengebiet derzeit denn auch das wichtigste: Die vom Taifun betroffenen Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Dabei müssten lokale Lösungen gefunden werden, sagt Toni Frisch: «Man kann dort wahrscheinlich keine Flugtransporte mit Trinkwasser machen.» Dafür habe man wohl kein Geld – ausser in Ausnahmefällen.
Sicher würden nun Millionen Flaschen Trinkwasser verteilt. Doch dies sei in abgelegenen Gebieten mit unterbrochenen Zufahrtswegen kaum möglich. Dort müssten die professionellen Helfer mit den lokalen Behörden Lösungen finden, um möglichst rasch frisches Trinkwasser zu beschaffen.
Lokale Behörden als Partner behandeln
Diese Zusammenarbeit sei essentiell, damit die Hilfe tatsächlich etwas bringt: «Die Lokalen müssen von allem Anfang an in die Planung, Organisation und Umsetzung beigezogen werden.» Dies sei nicht nur organisatorisch wichtig, sondern auch eine Frage der Partnerschaft und des Respekts gegenüber den Opfern von Katastrophen. «Sie müssen als Partner behandelt werden», betont Frisch.