Für Hunderttausende Taifun-Überlebende auf den Philippinen wird die Lage immer dramatischer, trotz anlaufender Hilfe. Heftiger Dauerregen setzte weite Teile des Katastrophengebiets unter Wasser. In der verwüsteten Stadt Tacloban standen die Menschen teils knietief in einer Brühe, durchsetzt mit Fäkalien, Kadaver und Müll.
Plünderungen und verzweifelte Opfer
Berge von Trümmern behinderten vielerorts den Abfluss des Wassers. Immer noch erreicht viele Opfer die Hilfe nicht. Überall malten verzweifelte Überlebende Hilferufe an Container und Hauswände: «Wir brauchen Essen!», «Rettet uns!» oder «Hilfe!». Kinder stehen weinend und bettelnd am Strassenrand.
Kommunistische Rebellen überfielen in der Stadt Matnong einen Hilfskonvoi. Soldaten, die den Konvoi begleiteten, töteten zwei Angreifer. In Tacloban sind alle Lebensmittel-Geschäfte geplündert, berichten Lokalsender.
Menschen versuchen auf selbst gebauten Flössen mit blosser Hand Fisch zu fangen. Verzweifelte Mütter belagern mit kranken Babys den Flughafen. Sie hoffen, ausgeflogen zu werden. Die Plätze in den Maschinen reichen bei weitem nicht. Soldaten halten Hilfesuchende davon ab, das Rollfeld zu stürmen.
Anzahl Tote unklar
Die Zahl der Todesopfer ist weiter unklar. Der philippinische Präsident Benigno Aquino sagte im TV-Sender CNN, er rechne mit 2000 bis 2500 Toten. Der Bürgermeister von Tacloban, Alfred Romualdez, sagte, bis Dienstagmorgen seien 250 Leichen geborgen worden. Weitere würden unter Schuttbergen vermutet. Auf der Insel Samar seien mehr als 500 Menschen in Massengräbern beigesetzt worden.
Die Vereinten Nationen baten ihren Mitgliedsstaaten um 301 Millionen Dollar Spenden. Die Europäische Union und Länder wie Deutschland stockten ihre Hilfen auf. Internationale Organisationen machten sich mit Lebensmitteln, Trinkwasser und technischem Gerät auf den Weg in den südostasiatischen Inselstaat.
Laut den philippinischen Behörden funktioniert der Mobilfunk wieder. Auf Strom werden die Menschen noch mindestens zwei Monate warten müssen. Der Benzinverkauf auf der Insel Leyte ist rationiert, bis Nachschub kommt.
Regierungen sprechen mehr Geld
Aus aller Welt trifft Hilfe auf den Philippinen ein. Energiekekse des Welternährungsprogramms, Fertigbauteile für Hütten aus Malaysia, Räumgerät aus Japan. Das Problem ist nach wie vor, die Tüten zu den Bedürftigen zu bekommen.
Die Europäische Union stockt ihre Sofortspende von drei Millionen Euro auf 13 Millionen Euro auf. Die Vereinten Nationen riefen ihre 193 Mitgliedsländer zu Spenden in der Höhe von 301 Millionen US-Dollar auf. Bereits von der UNO zugesagt sind 25 Millionen Dollar.
In der Nacht auf Dienstag startete der US-Flugzeugträger «USS George Washington» aus Hongkong in Richtung Philippinen. Er hat 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter an Bord.
Die US-Regierung spendete 20 Millionen Dollar. Auch Grossbritannien entsandte ein Schiff, Transportflugzeuge, Ärzte und Sanitäter. Insgesamt hat die Regierung bisher 11,9 Millionen Euro zugesagt.