Was ist in Mar-a-Lago passiert? In einem in der US-Geschichte beispiellosen Vorgang hat das FBI das Luxusanwesen von Ex-Präsident Donald Trump untersucht. «Mein wunderschönes Zuhause, Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, wird derzeit von einer grossen Gruppe von FBI-Agenten belagert, durchsucht und besetzt», schrieb Trump am Montagabend (Ortszeit) auf dem von ihm mitbegründeten Netzwerk «Truth Social». Die Durchsuchung begann am frühen Montagmorgen. Eine Razzia im Haus eines ehemaligen US-Präsidenten hat es bislang noch nie gegeben.
Wonach suchte das FBI? Medienberichten zufolge steht der Vorgang im Zusammenhang mit Trumps Umgang mit Akten und Dokumenten aus seiner Zeit im Weissen Haus. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür nicht. Trump wurde im Winter vorgeworfen, Akten und Dokumente aus seiner Zeit im Weissen Haus zurückgehalten zu haben. Die «New York Times» berichtete sogar, dass Trump während seiner Präsidentschaft Dokumente die Toilette hinuntergespült habe. Trump wies das zurück. Am Montag waren schliesslich Fotos aufgetaucht, die das belegen sollen.
Ärger gab es vor allem, weil Trump 15 Kisten voll mit Regierungsdokumenten, Erinnerungsstücken, Geschenken und Briefen aus dem Weissen Haus in sein Haus in Florida gebracht haben soll. Darunter sollen Dokumente sein, die mutmasslich als Verschlusssache gekennzeichnete Informationen zur nationalen Sicherheit enthalten. Medien zufolge waren darunter auch Briefe des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un und ein Schreiben von Trumps Vorgänger Barack Obama. In den USA ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass jede Korrespondenz des Präsidenten archiviert werden muss.
Wie ist die rechtliche Lage? Der Ex-Präsident hatte schliesslich mehrere Dokumente an die Nationale Verwaltungsstelle für Archivgut und Unterlagen übergeben. Die Justiz soll allerdings trotzdem eine Untersuchung eingeleitet haben. Eine Durchsuchung des Eigentums eines ehemaligen Präsidenten bedarf einer Genehmigung auf höchster Ebene des Justizministeriums.
Beamte des Justizministeriums lehnten es ab, sich zu irgendeinem Aspekt des Durchsuchungsbefehls zu äussern, wie die «New York Times» schreibt. Die Hürden für eine Hausdurchsuchung bei einem Ex-Präsidenten seien hoch, erklärt SRF-Korrespondentin Barbara Colpi. «Mehrere Richter müssen aufgrund der Indizien grünes Licht für die Hausdurchsuchung geben». Die Razzia müsse also von langer Hand geplant worden sein.
Wie reagiert Trump? Der 76-Jährige hielt sich während der Vorgänge in New York auf, wie Fox News Digital berichtete. Seit seinem Abschied aus dem Weissen Haus im Januar 2021 lebt Trump zwar überwiegend in Mar-a-Lago. Die Sommer verbringt er aber in der Regel in seinem Golfclub in Bedminster etwa 70 Kilometer von New York entfernt. Der Ex-Präsident ging nicht auf die Gründe für die Razzia ein, machte sie aber selbst publik.
Angesichts der Zusammenarbeit mit «den relevanten Regierungsbehörden» sei «diese unangekündigte Razzia in meinem Haus weder notwendig noch angemessen». «Sogar» sein Safe sei geöffnet worden. Trump nannte den Vorgang «politische Verfolgung» und eine Attacke der «radikal linken Demokraten». Noch am Abend versammelten sich aus Solidarität mehrere Dutzend Trump-Anhänger in der Nähe von Mar-a-Lago.