Das EU-Parlament darf zu Recht für sich in Anspruch nehmen, der neuen Richtlinie den Stempel aufgedrückt zu haben. Politiker eigentlich aller Parteien äusserten sich denn auch höchst zufrieden zum nun vorliegenden Kompromiss. Von einem grossen Schritt vorwärts sprachen etwa die deutsche Grüne Julia Reda, oder auch der spanische Sozialist Ramon Jauregui.
Etwas nüchterner, aber gleichwohl zufrieden äusserte sich CDU-Mann Axel Voss: «Wir haben jetzt eine Anleitung für rechtmässiges Whistleblowing. Es wurde auch Zeit dafür.» Beim vorliegenden Kompromiss handelt es sich um eine Einigung zwischen den Unterhändlern des Parlaments und den Unterhändlern der Mitgliedstaaten.
EU-Parlament setzt sich durch
Bei diesen Verhandlungen haben sich die Vertreter des Parlaments beim strittgsten Punkt durchgesetzt: Bei der Frage nämlich, welche Möglichkeiten Whistleblower haben sollen, wenn sie Skandale in ihren Unternehmen aufdecken.
Die Mitgliedstaaten wollten die Whistleblower zunächst verpflichten, dass sie sich zuerst immer an betriebsinterne Stellen wenden sollen. Für das Parlament kam das aber nicht in Frage. Es setzte durch, dass sich Whistleblower auch direkt an staatliche Stellen wenden und in gewissen Situationen sogar direkt die Medien einschalten können.
Die für das Dossier verantwortliche französische EU-Parlamentarierin, die linke Französin Virginie Rozière, betonte stolz, dass sich das Parlament für das Gemeinwohl eingesetzt habe und dass dies ein positives Signal für die anstehenden EU-Wahlen sei.
Nach dem Ja des Parlaments müssen nun auch noch die Mitgliedstaaten dem Kompromiss zustimmen. Davon ist auszugehen, nachdem deren Unterhändler die Einigung mitgetragen haben. Damit werden sich die EU-Mitgliedstaaten erstmals einheitliche Regeln für den Schutz von Whistleblowern geben.
Bislang herrschte Wildwuchs in Europa
Bis anhin kannten erst zehn Mitgliestaaten solche Regeln. Das führte dazu, dass der Whistleblower, der die Lux-Leaks-Affäre aufdeckte, 2015 vom EU-Parlament mit dem European Citicen Price ausgezeichnet wurde, ein Jahr später aber von einem luxemburgischen Gericht wegen Datendienstahls verurteilt wurde. Die Strafe wurde ihm später erlassen.
Whistleblower werden nun EU-weit besser geschützt. Weil sie keine Verbrecher, sondern Helden sind, wie die Mehrheit im EU-Parlament überzeugt ist.