Lächeln, Händeschütteln, Ehrengarde: Der Tag an der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea begann mit viel Symbolik und noch mehr Harmonie.
Noch vor einem halben Jahr schossen nordkoreanische Soldaten auf ihren Kollegen, der unweit des Orts des Gipfeltreffens über die Demarkationslinie nach Süden floh.
Von Feindseligkeiten war heute nichts zu spüren. Die freundliche Szene in Panmunjom wirkte fast surreal: Der nordkoreanische Machthaber, der den südkoreanischen Präsidenten an der Hand nimmt, und ihn lächelnd über die Grenze nach Norden führt.
Moon Jae-ins bisheriger Höhepunkt
Die Harmonie zog sich durch den ganzen Tag: Kim und Moon beim gemeinsamen Spaziergang, beim Bewässern eines Friedensbaums. Der Höhepunkt folgte kurz vor dem Abendessen. Die gemeinsame Panmunjom-Erklärung strotzt nur so von Versprechungen. Neben einer atomaren Abrüstung, wollen die beiden Seiten unter anderem einen Friedensvertrag anstreben.
Für Moon Jae-in ist das heutige Gipfeltreffen der bisherige Höhepunkt und eine weitere Bestätigung seiner Nordkoreapolitik. Nur: Wie die Versprechungen konkret umgesetzt werden sollen, lässt die gemeinsame Erklärung aus.
So wird einer der grössten Knackpunkte die atomare Abrüstung sein. Diese Verhandlungen dürften zäh werden, war das Atomprogramm für Nordkoreas Regierung bisher eine Art Lebensversicherung.
Frühere Hoffnungen bereits enttäuscht
Auch ist ein gewisses Mass an Skepsis angebracht: Bereits beim letzten Gipfeltreffen vor 11 Jahren gab es Hoffnung auf bessere Beziehungen. Präsident Moon Jae-in war damals Stabschef des südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun und massgeblich am Treffen beteiligt. Südkorea versprach Wirtschaftshilfe, im Gegenzug sollte Nordkorea sein Atomprogramm einfrieren. Diese Hoffnungen wurden jäh enttäuscht.
Das heutige Gipfeltreffen und die gemeinsame Erklärung sind nicht das Ende des jahrzehntelangen Konflikts auf der koreanischen Halbinsel. Sie sind vielmehr eine Grundlage für weitere Gespräche und Verhandlungen. Nicht zuletzt für das erwartete Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump.