Seit sechs Jahren herrscht in Syrien Krieg. Den Konflikt zu lösen stempeln viele als «Mission impossible» ab. Nicht jedoch er: Staffan de Mistura. Im Gegensatz zu seinen zwei Vorgängern, die bereits nach kurzer Zeit aufgaben, ist der schwedisch-italienisch UNO-Sonderbeauftragte de Mistura seit zweieinhalb Jahren am Fall Syrien dran. Und immer noch unerschütterlich optimistisch.
«Ich weiss, was ich gehört und gesehen habe, und dies gibt mir das Gefühl, dass wir in die richtige Richtung gehen», sagt er. Seine Erfolge bisher: drei Waffenstillstände, zwei grosse UNO-Hilfseinsätze und: «Wir haben die Hoffnung und den Willen aufrechterhalten, eine politische Lösung zu finden.»
An einer der letzten Friedensverhandlungen auf einer grossen gemeinsamen Bühne im UNO-Gebäude sassen syrische Frauen von beiden Seiten gleich hinter dem UNO-Vermittler nebeneinander und sprachen zusammen. «Sie haben schon erkannt, dass Syrien wieder aufgebaut werden muss», sagt De Mistura und verrät:
Die syrischen Frauen sind der echte Grund, warum ich Hoffnung für Syrien habe.
Das Treffen an sich bezeichnet De Mistura als historisch: Auch die anderen Parteivertreter standen sich zumindest so gegenüber, dass sie sich in die Augen schauen mussten.
Mehrere Friedensgespräche zwischen der syrischen Regierung und der Opposition haben stattgefunden, die letzten Ende Februar. Bis jetzt haben die Beteiligten aber noch nie direkt miteinander gesprochen. Immerhin aber diskutierten sie in wenige Meter gegenüberliegenden Räumen mit den passenden Namen «Concordia 4» und «Concordia 5» im Gebäude der UNO in Genf.
Auf der Suche nach gemeinsamen Nennern
De Mistura, der beiden Parteien zuhört, sucht im Gespräch nach einer gemeinsamen Schnittmenge. «Und darauf versuche ich dann Lösungsansätze zu bauen», sagt er. Auf seinem Schreibtisch hat ein dickes schwarzes Buch einen festen Platz. «100‘000 Names» heisst es und besteht nur aus Namen von Männern, Frauen und Kindern, die im Syrienkrieg gestorben sind. «Und das ist nur ein Bruchteil der Todesopfer», sagt De Mistura. Es sind mindestens vier Mal so viele.
Der UNO-Vermittler sieht aber auch aus einem anderen Grund langsam Licht am Ende des Tunnels im Fall Syrien: «Ich habe ein starkes Gefühl, dass sowohl der syrischen Regierung als auch der Opposition, aber auch den jeweiligen Krieg-Sponsoren und Unterstützern bewusst geworden ist, dass dieser Konflikt nicht so weitergeführt werden kann. Denn es kommt nicht zu der militärischen Lösung, die sie wollten.»
Die nächsten syrischen Friedensverhandlungen finden ab 23. März in Genf statt.