«Hey, Kinder. Frische Kirschen, sauer und süss. Und wer sie isst, bleibt für immer jung.» Das sollte wirken, möchte man meinen. Denn nur schon fürs Auge sind Früchte und Gemüse auf einem Markt in Athen ein farbenfrohes Fest. Doch wer heute auf den Markt geht, zahlt für denselben Einkaufskorb fast das Doppelte wie noch vor einem Jahr.
Lebensmittelpreise steigen rasant
«Alles kostet mindestens 30 bis 40 Prozent mehr, auf den griechischen Inseln sogar nochmals doppelt so viel wie in Athen», sagt der 42-jährige Lehrer Dimos. «Vergangenes Jahr haben die Kirschen drei Euro das Kilo gekostet. Nun verkaufe ich die billigsten für vier», sagt Händler Hectoros.
Die allgegenwärtige Wassermelone gibt es für 1 Euro statt wie früher für 60 Cent. Seit vergangenem Jahr seien die Preise enorm gestiegen, die Gehälter aber unverändert geblieben, klagt Lehrer Dimos. Die Inflation betrug in Griechenland 2022 9.3 Prozent. Das ist eine der höchsten in der EU. Dieses Jahr soll sie zwar auf 4 Prozent sinken, aber die Lebensmittelpreise bleiben hoch.
Verlängertes Wochenende als höchstes der Gefühle
Ferien seien für viele Griechinnen und Griechen nicht mehr finanzierbar. Dimos kennt viele, die höchstens noch für ein verlängertes Wochenende wegfahren; und das in diesem Hitzesommer. Die Fährpreise seien um 40 Prozent gestiegen. Laut Medienberichten verhandelt die Regierung deshalb mit den Fährbetreibern über eine Senkung der Preise um 20 Prozent.
Im Hafen von Piräus stauen sich die Autos vor den Fähren auf die Inseln, und die Passagiere ducken sich im Schatten vor der Hitze. Doch dieses Jahr ist es nicht wie sonst, sagt die 36-jährige Mutter Vicky. «Letztes Jahr ist die ganze Familie zusammen in den Urlaub gefahren. Nun bleibt mein Mann zurück.» Sonst wäre es zu teuer.
Die Alternative wäre, gar nicht wegzufahren. Ohnehin fahren die Griechinnen und Griechen nicht auf dieselben teuren Inseln wie die Touristen. 30 Millionen ausländische Besuchende waren es 2019. Dreimal mehr, als Griechenland Einwohner hat. 36 Millionen sollen es dieses Jahr werden. Die Zahl der griechischen Urlauber aber wird sinken.
Hohes Armutsrisiko in Griechenland
Das europäische Sorgenkind Griechenland kann beeindruckende Kennzahlen vorweisen: Das Wirtschaftswachstum betrug 2022 sechs Prozent. Die Schulden wurden deutlich verringert. Der Schuldenstand könnte 2026 sogar unter dem von Italien liegen.
Griechenland geht es besser, so das Fazit, aber der griechischen Bevölkerung noch lange nicht. Die Erholung ist noch nicht bei den Menschen angekommen. Das Armutsrisiko gehört zu den höchsten Europas.