- Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat die Gewinner der Förderlinie «Consolidator Grants» bekannt gegeben.
- Insgesamt 632 Millionen Euro fliessen an 313 Forschende aus 42 Ländern und sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei unterstützen, Pionierforschung zu betreiben.
- Auch 26 Personen, die an Schweizer Institutionen arbeiten, konnten sich im Kampf um die Stipendien durchsetzen – trotzdem gibt es für sie kein Geld von der EU direkt.
Seit der Bundesrat die Verhandlungen zum institutionellen Rahmenabkommen im Mai 2021 abgebrochen hat, gilt die Schweiz nur noch als nicht-assoziiertes Drittland. Folglich sind Schweizer Forschungseinrichtungen im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms Horizon Europe nicht förderfähig. Der Bund springt dabei allerdings mit einer Übergangslösung ein. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) wird rund zwei Millionen Euro pro Projekt über fünf Jahre übernehmen.
Ohne Horizon Europe drohe die Innovation wegzubrechen
Der ERC seinerseits teilte mit, dass die Vorschläge aus der Schweiz diesmal noch berücksichtigt wurden, weil die Bewerbungsfrist für die «Consolidator Grants» vor dem Abbruch der Verhandlungen zu Ende ging. Geld gebe es aber nur für Forschende, die an eine Gasteinrichtung in einem förderfähigen Land wechselten.
Der Rektor der Universität Zürich, Michael Schaepman, erachtet die Situation als problematisch: «Horizon Europe ist der grösste Forschungsverbund weltweit. Wenn wir in diesem grössten Wettbewerb um Exzellenz nicht mitmachen können, wird uns langfristig die Innovation wegbrechen», sagte er gemäss einer Mitteilung der Universität. Deshalb müsse die Schweiz unbedingt wieder voll assoziiertes Mitglied bei Horizon Europe werden. Denn das Horizon-Europe-Programm dauert von 2021 bis 2027 und ist mit einem Gesamtbudget von gut 95 Milliarden Euro das weltweit grösste Forschungs- und Innovationsförderprogramm.
Im Februar dieses Jahres lancierten Forschungsinstitutionen, darunter die ETH Zürich, die Kampagne «Stick to Science». Sie verlangten, dass sich die Schweiz und das Vereinigte Königreich an Horizon Europe assoziieren können. Politische Diskrepanzen sollten zugunsten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zur Seite gelegt werden, so die Botschaft.
ETH Lausanne am erfolgreichsten
In der vorerst letzten Runde für Schweizer Forschende im europäischen Wettbewerb konnten Projektanträge der ETH Lausanne (EPFL) am meisten überzeugen: Sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten sich durchsetzen. An der ETH Zürich überzeugten vier Forschende. Erfolgreich waren auch jeweils drei Forschende der Universitäten Genf, Basel und Zürich, je zwei Forschende der Universitäten Bern und Lausanne sowie ein Forscher vom Paul Scherrer Institut (PSI). Ausserdem wurde ein Projekt eines Wissenschaftlers gutgeheissen, der bei Einreichung seines Antrags am Helmholtz-Zentrum München tätig war und nun an der Universität Basel forscht, wie die Hochschule mitteilte.
Zudem erhielten zwei Forschende vom Europäischen Kernforschungszentrum (Cern) in Genf den Zuschlag für ihre Projekte. Für sie gilt eine Ausnahme, denn das Cern zähle zu den förderfähigen Institutionen, sodass die Forschenden nicht in ein anderes Land wechseln müssten. Dies teilte der ERC auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Einen Ersatz zu finden wäre auch schwierig, denn das Cern ist eine weltweit einzigartige Forschungseinrichtung.