Die Affäre um die in Kanada verhaftete Huawei-Chefin und die Spionage-Vorwürfe der USA an die Adresse des chinesischen Techkonzerns sorgen zunehmend für Verstimmung zwischen Washington und Peking. Wohin das führe, sei schwer abschätzbar, sagt SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi.
SRF News: Die USA erheben happige Vorwürfe gegen Huawei. Es geht um Verschwörung, Diebstahl, schamloses Vorgehen. Hat der chinesische Technolgiekonzern auf die Anklage in den USA reagiert?
Martin Aldrovandi: Huawei hat die Vorwürfe aus den USA in einer Stellungnahme zurückgewiesen. Zudem hat auch das chinesische Aussenministerium bereits reagiert. Es bezeichnet das Vorgehen der USA als «Schmierenkampagne» und sagt, das Ganze sei politisch motiviert. Man werde die legitimen Interessen chinesischer Unternehmen in den USA schützen, heisst es aus Peking.
Die USA behaupten, Huawei arbeite teilweise im Auftrag der chinesischen Regierung. Wie eng sind die Beziehungen tatsächlich?
Das ist schwierig zu sagen. Huawei stellt sich auf den Standpunkt, eine private Firma und kein Staatskonzern zu sein. Auch sagte der Gründer und Präsident von Huawei, Ren Zhengfei, kürzlich, man schütze die Privatsphäre der Kunden und werde keine Daten an den Staat weitergeben – auch wenn dieser das verlangen würde. In der Tat ist Huawei eine private Firma, doch in China können sich keine Firmen gegen den Staat stellen. Wenn die Behörden etwas wollen, kann sich ein chinesisches Unternehmen der Kooperation nicht verweigern.
Viele Chinesen glauben, die USA fürchteten den technologischen Aufstieg Chinas.
Welche Rolle spielt der Technologie-Konzern Huawei in China?
Das Unternehmen ist sehr gross und erfolgreich – es beschäftigt 180'000 Mitarbeiter. Huawei ist der grösste Mobilfunk-Ausrüster der Welt, auch bei den Smartphones spielt der Konzern in China wie auch weltweit ganz vorne mit. Viele Chinesen glauben, die USA wollten China klein halten, weil man den wirtschaftlichen und technologischen Aufstieg des bevölkerungsreichsten Landes der Erde fürchtet. Gerade im Zusammenhang mit Huawei hört man diese Vorwürfe gegen die USA sehr oft – wohl deshalb, weil Huawei ein weltweit derart bekanntes Unternehmen ist.
Die Anklage gegen Huawei in den USA hilft den Beziehungen zwischen Washington und Peking sicher nicht.
Bald stehen neue Handelsgespräche zwischen den USA und China an. Laut den USA hat die Anklage gegen Huawei nichts mit dem aktuellen Handelsstreit zwischen den beiden Ländern zu tun. Wie beurteilt man das in Peking?
Man wirft den USA politisches und taktisches Kalkül vor – laut Peking ist an den Vorwürfen gegen Huawei nichts dran, die USA versuchten so bloss, Druck gegen China aufzubauen.
Welche Auswirkungen hat die Anklage gegen Huawei auf die Beziehungen zwischen China und den USA?
Sicher keine positiven. Man muss jetzt erst mal die nächste Runde der Handelsgespräche abwarten. Eine wichtige Frage ist auch, ob Kanada die Tochter Rens, die Huawei-Managerin Meng Whanzou, an die USA ausliefern wird. Doch trotz all der unklaren Faktoren lässt sich festhalten: Die Anklage gegen Huawei in den USA hilft den Beziehungen zwischen Washington und Peking sicher nicht.
Das Gespräch führte Claudia Weber.