Die äthiopische Regierung hat die Löhne tief angesetzt, damit grosse Kleidermarken Fabriken bauen, so ein Bericht der New York University. Nirgendwo auf der Welt ist der Mindestlohn für Fabrikangestellte der Kleidungsindustrie niedriger. 26 Dollar pro Monat verdient eine Arbeiterin oder ein Arbeiter durchschnittlich umgerechnet in einer Kleidungsfabrik in Äthiopien. Einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es nicht.
Der Regierungsanreiz zeigt Wirkung: Marken wie H&M, Gap oder der Bekleidungskonzern PVH (Calvin Klein, Tommy Hilfiger) haben Teile ihrer Produktion bereits nach Äthiopien ausgelagert. Zudem steigen die Löhne in Asien. In Bangladesch und Burma zum Beispiel verdienen die Fabrikangestellten fast viermal so viel.
Die Regierung hat es sich als Ziel gesetzt, Äthiopien zur führenden Kleidungsproduktionsstätte Afrikas zu machen. Bis 2025 sollen die Exporte auf rund 30 Milliarden Dollar wachsen, sagt Arkebe Oqubay, Sonderberater des äthiopischen Premierministers Abiy Ahmed. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden grosse Industrieparks angelegt. Im grössten Industriepark arbeiten bereits heute 25'000 Angestellte, mehrere Zehntausend sind in weiteren Fabrikkomplexen untergebracht.
Die Leidtragenden des Lohndumpings sind die Angestellten, allen voran junge Arbeiterinnen. Viele der Arbeitskräfte stammen aus armen Bauernfamilien. Mit dem Hungerlohn könne weder genug zu Essen, Transport noch eine humane Unterbringung gesichert werden.