An der Bahnhofstrasse Zürich locken in Schaufenstern T-Shirts für 12 Franken 95. Kann so günstige Kleidung überhaupt nachhaltig sein?
«Es ist sicher ein kritischer Preis, wenn man Fairness vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt haben will», sagt Tobias Meier, Nachhaltigkeitsexperte beim Beratungsunternehmen Ecos, der sich seit über 20 Jahren mit fairem Handel in der Textilindustrie befasst. Er betont aber: «Es ist aber nicht unmöglich, dass es ein Fairtrade-Produkt ist.»
Im Kleiderbereich sei es eine Frage der Menge. Grosse Player können auch grosse Mengen verarbeiten. In der Regel bleibt unklar, welchen Anteil des Verkaufspreises an die Näher und wie viel in das Marketing und in die Taschen der Aktionäre geht.
Wichtig sei, dass die Kunden vermehrt nachfragen, woher das Hemd oder die Hose, die sie interessiert kommt, wie das die sogenannte Fashion Revolution - Bewegung seit dem Unglück in Bangladesch fordert. Diese habe einiges erreicht, stellt Tobias Meier fest.
Auch die höheren Mindestlöhne reichten meist noch nicht zur Ernährung einer Familie.
Zum Beispiel beim Mindestlohn für Textilarbeiterinnen in Bangladesch. Laut Meier wurde dieser um mehr als 50 Prozent angehoben. Und auch bei Sicherheitsfragen sei man auch viel weiter als vor fünf Jahren.
Gleichzeitig bleibe noch viel zu tun. Auch die höheren Mindestlöhne reichten meist noch nicht zur Ernährung einer Familie. Die grösste Gefahr sieht Tobias Meier aber darin, dass die Textilindustrie einfach weiterzieht.
Textilproduktion in der Schweiz kommt wieder
«Vor Bangladesh war es noch Kambodscha. Der neue Hotspot ist jetzt Äthiopien oder allgemein Afrika.» Auch da setze man auf billige Produktion, ohne Rücksicht auf Umwelt. «Die Industrie saugt das Land aus, verlässt es dann einfach und geht an den nächsten Ort.»
Gleichzeitig komme aber auch wieder Textilproduktion in die Schweiz, stellt Tobias Meier fest. Vor allem innovative, nachhaltige Kleiderproduzenten hätten durchaus Chancen, ist er überzeugt. Die Massenproduktion aber, die komme nicht mehr zurück.