Hunderttausende Menschen versuchen jedes Jahr auch ohne Visa und Einreisebewilligungen in zwei der reichsten Regionen der Welt - nach Westeuropa und die USA - zu gelangen. Für viele endet die Überfahrt jedoch tödlich.
Unfälle wie jüngst in San Antonio im US-Bundesstaat Texas, wo 46 Menschen tot in einem Lastwagen aufgefunden wurden, machen international Schlagzeilen. Viel häufiger sind jedoch Gewalt, Ertrinken, Verhungern oder Verdursten die Todesursachen.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) fasst im Rahmen des «Missing Migrants Project» die jährlichen Todes- und Vermisstenfälle zusammen. Für das vergangene Jahr 2021 stechen drei Routen als besonders gefährlich hervor.
Die Mittelmeer- und Balkanrouten nach Europa
Seit Einführung gemeinsamer Aussengrenzen und eines koordinierten Asylsystems im Rahmen von Schengen/Dublin sind die Migrationszahlen nach Europa stark gestiegen. Migranten aus Afrika und Asien machen sich auf die beschwerliche Reise an eine der Aussengrenzen, um dort einen Asylantrag zu stellen. Die Überquerung des Mittelmeers ist mittlerweile zur tödlichsten Migrationsroute der Welt geworden. Allein im Jahr 2021 starben gemäss der IMO über 2000 Menschen beim Versuch, die Gewässer zu überqueren.
Aber auch über den Landweg versuchen die Menschen in den prosperierenden Wirtschaftsblock zu gelangen. Die Balkanroute führt von der Türkei aus über die nicht assoziierten Staaten im Südosten des Kontinents (Nordmazedonien, Kosovo, Serbien und Bosnien-Herzegowina) an die EU-Aussengrenze nach Kroatien. Illegale Schleppertruppen verlangen zehntausende Euro für ihre Dienste. Dabei schrecken sie nicht vor lebensgefährlichen Mitteln zurück. 2015 machten die österreichischen Behörden einen grausigen Fund, als sie 71 Menschen tot in einem Lastwagen auffanden. Die Verstorbenen stammten grösstenteils aus Syrien und waren im engen Lastwagen erstickt.
Die mesoamerikanische Route in die USA
Bis heute stellen Personen aus Mexiko die grösste Ausländergruppe in den USA. Doch in den vergangenen Jahren ist das Land zunehmend zur Transitstation für Menschen aus Guatemala, Nicaragua, El Salvador, sowie karibische und südamerikanische Staaten geworden. Auf der über 3000 Kilometer langen Strecke lauern viele Gefahren - nicht zuletzt durch kriminelle Banden. Diese machen ein Geschäft mit den Migranten. Es kommt zu Gewalt und Entführungen.
Auch am Ende der Reise und in den USA angekommen, ist die Gefahr noch nicht zu Ende. In den Wüstengebieten im Norden des Landes und in den US-Bundesstaaten Arizona, Texas und Kalifornien müssen die Migranten meist kilometerlange Märsche hinter sich bringen. Viele von ihnen verdursten dabei oder ertrinken beim Überqueren des Rio Grande.
Die Atlantikroute nach Europa
Neben den Mittelmeer- und Balkan-Routen hat sich in den vergangenen Jahren ein weiterer Weg in den Schengen-Raum etabliert: Immer mehr Migranten aus dem afrikanischen Kontinent versuchen über die zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln nach Europa zu gelangen. Seit 2020 stellen die Behörden eine starke Zunahme bei der Anzahl Überfahrten fest.
Die grosse Mehrheit der Todesfälle kommt aufgrund von gekenterten Booten zustande. Teilweise finden die Behörden jedoch auch treibende Boote mit verstorbenen Personen an Bord. Auch bei Rettungsaktionen kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen.