Für das tschetschenische Staatsfernsehen ist der Fall klar: Ojub Titiew, der Bürochef der renommierten Menschenrechtsorganisation Memorial, konsumiert Drogen – solche habe man bei ihm vor ein paar Monaten im Auto gefunden. Darum ist er jetzt in Untersuchungshaft. Eine Farce, sagt Oleg Orlow von Memorial in Moskau. Die Drogen seien Titiew untergejubelt worden. Eine gängige Praxis in Russland.
«Ojub Titiew ist zweifellos ein politischer Häftling», sagt Oleg Orlow von der
Menschenrechtsorganisation Memorial in Moskau. «Der Prozess gegen ihn hat das Ziel, die Verbreitung von abweichenden Meinungen in Tschetschenien völlig zu unterbinden.»
Kadyrow verärgert
Ojub Titiew drohen mehrere Jahre Haft. Mit seiner Arbeit hatte der Menschenrechtler den Ärger von Ramsan Kadyrow auf sich gezogen, des tschetschenischen Gouverneurs, Gewaltherrschers und engen Putin-Vertrauten.
Titiew hatte sich jahrelang für Menschenrechte in Tschetschenien eingesetzt. Warum steht er jetzt vor Gericht – obwohl viele in Russland und im Ausland sich für ihn einsetzen?
«Ojub Titiew ist zweifellos ein politischer Häftling.»
Orlow sagt: «Der Kreml hat vielleicht entschieden: Wir lassen Kadyrow machen was er will. Es ist aber auch möglich, dass sie dem tschetschenischen Präsidenten einen Wink gaben: Mach vorwärts, und zeig wie man mit solchen Menschenrechtlern in Russland umspringen soll.»