Das Geiseldrama in Kenias Hauptstadt Nairobi ist vorbei. Doch die Angst hält an. Verantwortlich für den Terror sind die Al-Shabaab-Milizen aus dem Nachbarland Somalia. Abdirizak Sheikh ist in der somalischen Hauptstadt Mogadischu aufgewachsen. Heute lebt er in Deutschland. Er ist Politologe.
Seiner Ansicht nach wird die Al-Shabaab die Region auch weiterhin terrorisieren: «Ich nehme diese Drohung von Al-Shabaab ernst. Das haben sie bereits unter Beweis gestellt, als sie in Uganda im Jahr 2010 angegriffen haben. Und jetzt haben sie gezeigt, dass sie auch Kenia angreifen können.»
War Geiselnahme nur ein Testlauf?
Ein Sprecher von Al-Shabaab machte deutlich, dass es sich bei der Aktion in Nairobi nur um «einen Test» gehandelt habe, wie weit ihre Milizen gehen könnten. Die Geiselnahme in einem Einkaufszentrum mit mehreren Dutzend Toten sei «ein Erfolg» gewesen, jetzt wolle die Gruppe ihre Angriffe intensivieren – und zwar so lange, wie kenianische Soldaten auf somalischem Boden im Einsatz seien.
«Die Ziele dieser Terroristen sind die Streitkräfte Kenias, die jetzt in Somaila sind», erklärt Sheikh. Das Leid, das diese Streitkräfte dem somalischen Volk angetan hätten, solle nun auch das kenianische Volk zu spüren bekommen, begründet der Al-Shabaab-Sprecher die Bluttat in Nairobi – und droht mit weiteren Anschlägen.
Kaum Schutz vor neuen Anschlägen
Ein Rückzug Ugandas, Kenias und Äthiopiens aus dem Konfliktgebiet in Somalia sei aber keine Lösung, so der Politologe Sheikh. Die Shabaab würden die ganze Region trotzdem weiter terrorisieren. Denn auch in den Nachbarländern leben somalische Minderheiten. «Sie wollen alle diese Gebiete zurückerobern – und sie islamisieren.»
Die Organisation sei stark, warnt der Politologe. «Dahinter stehen grössere Clans, welche die Al-Shabaab unterstützen.» Als Beispiel nennt Sheikh die Verhaftung des zweitwichtigsten Kopfes der Al-Shabaab vor einigen Monaten. Dieser sitze nun in Mogadischu in Haft. «Doch gegen ihn wurde nichts unternommen.» Wenn dem Mann etwas geschehe, gebe es ein Problem in Somalia, liess der Clan verlauten.
Sheikh ist pessimistisch: «Solange dieses Clan-Denken in Somaila herrscht, und diese Extremisten von bestimmten Clans unterstützt werden, so lange wird es dort keine Ruhe geben.»