Das Wichtigste in Kürze
- Ein am Sonntag festgenommener 16-jähriger Afghane ist wieder freigelassen worden.
- Unmittelbar vor der Bluttat soll er sich mit dem 18-jährigen Amokläufer getroffen haben. Beide kannten sich seit einem stationären Aufenthalt in einer Psychiatrie
- Staatsanwaltschaft will Beschwerde einlegen.
Der mutmassliche Mitwisser des Amokläufers von München ist nach Angaben der bayerischen Ermittlungsbehörden wieder auf freiem Fuss. Der 16-Jährige sei entlassen worden, weil der Haftrichter «keinen Haftgrund gesehen» habe, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA). Die Staatsanwaltschaft werde «Beschwerde dagegen einlegen».
Die Polizei hatte den 16-jährigen Afghanen am Sonntag unter dem Verdacht festgenommen, ein möglicher Mitwisser zu sein. Der Jugendliche hatte sich am Abend der Bluttat selbst bei der Polizei gemeldet und wurde zunächst als wichtiger Zeuge betrachtet. Später verstrickte er sich aber in Widersprüche und wurde festgenommen.
Sein Bekannter, ein 18-jähriger Deutsch-Iraner, hatte am Freitagabend beim Olympia-Einkaufszentrum in München neun Menschen und dann sich selbst erschossen. 35 Menschen wurden verletzt. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte er sich vor der Tat eng mit dem 16-Jährigen über Amokläufe ausgetauscht. Bis kurz vor der Tat hielten sich beide Jugendliche gemeinsam in Tatortnähe auf.
«Niemand sah eine Gefahr für Dritte»
Hätte sich die Tat verhindern lassen? Nein, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Die Ärzte, die den späteren Amokläufer wegen einer psychischen Erkrankung behandelt haben, hätten eher eine Suizidgefahr gesehen, sagte Herrmann in einer Diskussionssendung.
«Keiner hat gesagt, dass sie die Gefahr gesehen haben, dass er aggressiv gegenüber anderen Menschen werden könnte.» Allerdings gibt es auch Berichte, Mitschüler des Amokläufers hätten von Drohungen des jungen Mannes berichtet.
Die Behörden beschrieben den 18-Jährigen als Einzelgänger ohne nennenswertes Netzwerk. Er soll im Jahr 2012 von Mitschülern gemobbt worden sein. Ausserdem war er wegen Depressionserkrankungen in Behandlung.