Die Fahndung nach dem oder den Tätern, die hinter den Bombenanschlägen in Boston stecken, wird intensiviert: Die Feuerwehr hat für Hinweise eine Belohnung von 50'000 Dollar in Aussicht gestellt.
Sie richtete ausserdem einen Fonds für die Opfer der Bombenexplosionen ein. Bei dem Terroranschlag waren am Montag drei Menschen getötet und über 180 verletzt worden. Mindestens 17 Verletzte befinden sich noch immer in kritischem Zustand. Unter ihnen sind auch Kinder. Bei den Todesopfern handelt es sich um einen 8jährigen US-Jungen, eine chinesische Studentin und eine 29jährige Amerikanerin.
Obama spricht von «Terrorakt»
Die Bomben steckten nach Informationen von CNN in Dampfkochtöpfen. Die Behälter wiederum seien in schwarzen Rucksäcken verstaut gewesen, berichtete der Sender unter Berufung auf Ermittlerkreise. Demnach wurden die Explosionen wahrscheinlich durch Zeitzünder ausgelöst. Dass Handys verwendet wurden, sei eher unwahrscheinlich.
Bei der Suche nach den Bombenlegern von Boston hoffen die Behörden derweil auf breite Hilfe aus der Bevölkerung. «Irgendjemand weiss, wer dies getan hat», sagte Rick DesLauriers von der Bundespolizei FBI.
Die Bandbreite möglicher Täter und Motive sei gross. Bislang seien rund 2000 Hinweise eingegangen, viele davon seien analysiert und überprüft worden. Mehr als 1000 Fahnder seien mit dem Fall befasst.
Die Zeitung «New York Times» berichteten, dass die Sprengsätze von Boston offenbar jener Bombe ähneln, die 1996 während der Olympischen Spiele in Atlanta gezündet wurde. Damals tötete die Explosion zwei Menschen und verletzte mehr als hundert.
Zwei mögliche Täterschaften
Die US-Polizei und -Geheimdienste ermitteln nach Angaben von Insidern zunächst in zwei Richtungen: Ein Anschlag von regierungsfeindlichen Gruppen aus dem Inland oder radikale Islamisten.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters von Ermittlungsbeamten erfuhr, würde der Zeitpunkt für einen Angriff von einheimischen Radikalen sprechen, welche die Macht des Staates zurückdrängen wollen. Am Montag wurde in Massachusetts der Patriots' Day begangen, der an den Unabhängigkeitskrieg erinnert. Der 15. April ist in den USA auch die Frist für die Abgabe der Steuererklärung, ein sensibles Thema für derartige Extremistengruppen.
Als zweite Theorie wird den Insidern zufolge eine direkte oder indirekte Verbindung zu islamischen Extremisten diskutiert. Hierfür spräche die Vorgehensweise, sagten hochrangige Ermittler der Nachrichtenagentur. Die Zündung von zwei Sprengsätzen kurz hintereinander bei einem Grossereignis sei die Art von Angriff, die vom Islamisten-Magazin «Inspire» propagiert werde.
Die Zeitschrift wird im Internet von der Gruppe Al-Kaida im Jemen verbreitet. Sie enthält englischsprachige Aufrufe an Muslime im Westen, Angriffe selbst mit bescheidenen Mitteln auszuführen. In einer der jüngsten Ausgaben war eine detaillierte Anleitung zum Eigenbau und Einsatz von Sprengsätzen enthalten.
Die US-Behörden haben nach Informationen von CNN bisher keine Hinweise darauf, dass das Terrornetzwerk Al-Kaida oder eine andere ausländische Gruppe hinter dem Anschlag steckt. CNN berief sich mit seinen Informationen auf eine
namentlich nicht genannte Pentagonquelle. Die pakistanischen Taliban bestritten derweil jede Beteiligung.
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Bild 1 von 15. In vielen Teilen Boston versammelten sich die Menschen am Dienstagabend zu kurzfristig organisierten Trauerfeiern für die Opfer. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 15. Eines der Opfer des Anschlags war ein achtjähriger Junge. Vor seinem Haus versammelten sich am Tag nach den Explosionen Menschen in Trauer und legten Blumen nieder. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 15. Die Nachbarn der 29jährigen Amerikanerin, die bei den Anschlägen ums Leben kam, sind in grosser Trauer. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 15. Dampfkochtöpfe, Metallkugeln und Nägel: Die Sprengsätze beim Anschlag in Boston waren darauf ausgerichtet, möglichst viele Personen zu verletzen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 15. In den USA wurden – wie hier am Kapitol in Washington – die Fahnen nach der Tragödie auf Halbmast gesetzt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 15. Präsident Obama erklärte noch am Abend in einer kurzen Live-Ansprache im Fernsehen, man wisse noch nichts über Täter oder Motiv, werde die Verantwortlichen aber zur Rechenschaft ziehen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 15. Überall in Boston ist mit massiver Polizeipräsenz und Sicherheitskontrollen zu rechnen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 15. In Washington hat der Secret Service den Sicherheitsbereich rund um das Weisse Haus erweitert. Auch auf dem Dach wurden Scharfschützen postiert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 15. Auch in anderen Städten wurden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. In Los Angeles richtete die Polizei eine Sondereinsatzzentrale ein, nach Angaben des Polizeichefs werden Patrouillen intensiviert, es gilt erhöhte Aufmerksamkeit,. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 15. Die Explosionen ereigneten sich am Nachmittag (Ortszeit) rund 100 Meter voneinander entfernt, als Hobby-Läufer gerade die Ziellinie überquerten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 15. Es ist der schwerste Bombenanschlag in den USA, seitdem die Sicherheitsvorkehrungen nach den Attentaten vom 11. September 2001 erhöht wurden. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 15. Polizisten vor Ort versuchten noch Leute in Sicherheit zu bringen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 15. An dem ältesten Marathon-Lauf der Welt nahmen rund 23'000 Sportler teil, eine halbe Million Zuschauer säumte die Strassen, als es zur Explosion kam. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 15. Rettungskräfte brachten Verletzte auf Tragen zu Krankenwagen. Kliniksprecher berichteten von Opfern, denen durch die Explosionen Gliedmassen abgerissen worden seien. Auch in den Krankenhäusern hätten Amputationen vorgenommen werden müssen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 15 von 15. Die Teilnehmer versuchten vergebens ihre Bekannten zu erreichen. Doch kurz nach den Explosionen schalteten die Sicherheitskräfte vorübergehend das Mobilfunknetz in Boston ab, um mögliche Fernzündungen weiterer Sprengsätze zu verhindern. Bildquelle: Keystone.
Wie CNN unter Berufung auf Ermittlerkreise weiter berichtete, stufen die Behörden einen am Montag vernommenen jungen Mann aus Saudi-Arabien nicht als tatverdächtig ein. Der Student war bei der Explosion verletzt worden und aufgefallen, weil er wegzurennen versuchte. CNN zufolge gab er bei der Vernehmung in einem Spital an, dass er einfach Angst gehabt habe. Die Behörden glaubten ihm.
Über seinen Twitter-Account drückte Obama seine Trauer aus. Michelle und er seien mit ihren Gedanken und in ihren Gebeten bei den Opfern, so sein erster Tweet. Ein weiterer lautete: «An Tagen wie diesen gibt es keine Republikaner oder Demokraten, wir sind Amerikaner, vereint in Sorge um unsere Mitbürger.»
US-Präsident Barack Obama hat das Attentat von Boston als einen «Terrorakt» bezeichnet. «Wir finden heraus, wer das war. Wir werden sie zur Rechenschaft ziehen», sagte Obama in Washington. Er plant, am Donnerstag nach Boston zu reisen. Dann findet eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Anschlags statt.
Der Polizeichef und Vertreter der Bundespolizei FBI wollten sich nicht zu Berichten äussern, nach denen bis zu fünf weitere nicht explodierte Sprengsätze entdeckt worden seien. Nach Angaben des Gouverneurs von Massachusetts, Deval Patrick, wurden bei dem Anschlag über die beiden explodierten Bomben hinaus keine weiteren Sprengsätze gelegt.
Es handelt sich um die ersten tödlichen Bombenanschläge in den USA seit den Terrorangriffen vom 11. September 2001. Den Anschlägen ging keine Terrordrohung voraus.