Die Stichwahl um das Präsidentenamt in Afghanistan hat der frühere Finanzminister Aschraf Ghani nach vorläufigen Zahlen klar gewonnen. Demnach gewann Ghani mit 56,44 Prozent der Stimmen. Der Sieger der ersten Wahlrunde, Ex-Aussenminister
Abdullah Abdullah, kam auf 43,56 Prozent.
Die Wahlkommission betonte jedoch, das Ergebnis sei vorläufig. Das Endergebnis könne nach der Überprüfung von Betrugsvorwürfen durch die Wahlbeschwerdekommission vom vorläufigen Resultat abweichen.
Ergebnis «nicht legitim»
Abdullah hat der Kommission Manipulationen zugunsten Ghanis vorgeworfen. Er erkenne das Ergebnis nicht an, erklärte er. «Wir akzeptieren die heute verkündeten Resultate nicht und sehen dies als einen Putsch gegen die Stimmen des Volkes an», sagte sein Sprecher.
Viel ändern am Wahlausgang wird sich laut SRF-Korrespondent Ulrich Tilgner trotzdem nicht mehr. Abdullah werde seine Niederlage akzeptieren müssen. Ghani sei der neue Präsident. Aber die Verhandlungen darüber, wie Abdullah für seine Niederlage entschädigt werden soll, seien noch nicht beendet.
Abdullah hatte die erste Wahlrunde am 5. April mit 45 Prozent der Stimmen gewonnen, Ghani war auf 31,6 Prozent gekommen. Ein Sprecher Abdullahs nannte das Ergebnis «nicht legitim». Laut Tilgner ist klar, dass beide Seiten Einfluss auf die Wahlergebnisse genommen haben.
Eine Sprecherin Ghanis kritisierte Rahimis Warnung und betonte, es gebe weiterhin Zeit für eine Lösung. Sie rief die Wahlbeschwerdekommission dazu auf, gefälschte Stimmen auszusortieren.
Hohe Beteiligung
Das amtliche Endergebnis soll am 22. Juli verkündet werden. Der Nachfolger von Präsident Hamid Karsai wird dann am 2. August ins Amt eingeführt. Abdullah war bereits 2009 bei einer von Betrug überschatteten Präsidentenwahl Karsai unterlegen. Der Wahlbetrug damals war vor allem dem Karsai-Lager angerechnet worden.
Der Vorsitzende der Wahlkommission sagte, bei der Stichwahl am 14. Juni hätten rund acht Millionen der etwa zwölf Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. 38 Prozent der Wähler seien Frauen gewesen. Bei der ersten Wahlrunde lag die Zahl der als gültig gewerteten Stimmen nach Angaben der Wahlkommission bei 6,6 Millionen.