UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat das vorsätzliche Aushungern von Menschen in den belagerten Städten Syriens als Kriegsverbrechen bezeichnet. In einem Konflikt, der bereits schockierende Tiefen der Unmenschlichkeit erreicht habe, sei dies ein weiterer Tiefpunkt, sagte Ban in New York. «Das Aushungern (von Menschen) als Kriegswaffe zu benutzen, ist ein Kriegsverbrechen», stellte Ban klar.
«Alle Parteien – einschliesslich der syrischen Regierung, die als erstes für den Schutz der Syrer verantwortlich ist – praktiziert diese und andere Gräueltaten, die nach dem humanitären Völkerrecht untersagt sind» fuhr Ban fort. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die Kieg führenden Parteien auszuüben, damit sie ungehinderten Zugang für Hilfslieferungen gewähren.
Hunderttausende betroffen
Rund 400'000 Menschen leben nach den Worten von Ban in belagerten Orten; davon rund die Hälfte in Gebieten unter Kontrolle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und weitere 180'000 Menschen in Gebieten, die von der syrischen Regierung und ihren Verbündeten kontrolliert werden. Die UNO-Organisationen könnten nur ein Prozent der Menschen in belagerten Gebieten mit Lebensmitteln versorgen.
Grossbritannien und Frankreich drängen im Weltsicherheitsrat auf besseren Zugang für Hilfsorganisationen zu belagerten Orten in Syrien. In einer kurzfristig einberufenen Sitzung will der Sicherheitsrats heute Freitag diskutieren, wie Hilfslieferungen die rund 400'000 Betroffenen besser erreichen können.
Druck auf Russland
London rief «alle mit Einfluss auf die syrische Regierung, insbesondere Russland», dazu auf, sofort ungehinderten Zugang sicherzustellen. Russland ist enger Verbündeter von Machthaber Baschar al-Assad. Zuletzt hatte der Sicherheitsrat sich am Montag mit der Lage in Syrien befasst.
In der vom syrischen Regime belagerten Stadt Madaja trafen derweil am Donnerstag weitere Hilfslieferungen für die hungernden Menschen ein. Ausserdem sollen die nordsyrischen Orte Kefraja und Fua Lieferungen erhalten, die seit April von Rebellen belagert werden, wie das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) mitteilte.