Am Donnerstagabend schlug die belgische Polizei zu. Die Bilanz: zwei getötete Verdächtige und 13 festgenommene Personen. Sie alle gehörten zu einer Terrorzelle. Dies teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel mit. «Diese Gruppe wollte Polizisten auf der Strasse oder in Kommissariaten töten», sagte Eric van der Sypt. Er ist Sprecher der Staatsanwaltschaft. Bei einigen von ihnen soll es sich um Syrien-Heimkehrer handeln.
Einsatzkräfte hatten am Donnerstag im ostbelgischen Verviers zwei Männer getötet. Eine weitere Person wurde festgenommen. 13 Personen wurden in Verviers, Brüssel und Umgebung festgenommen. Zwei weitere Verdächtige wurden in Frankreich gefasst. Die Behörden riefen für Belgien die zweithöchste Terrorwarnstufe aus. Zugleich warnte Regierungschef Charles Michel für Überreaktionen: Die Ereignisse dürften nicht zu einer «Psychose» führen.
Schwere Waffen und Sprengstoff sichergestellt
Der Staatsanwalt sprach von zwölf Hausdurchsuchungen. In Verviers fanden die Beamten Kriegswaffen – unter anderem Kalaschnikows, Munition, Sprengstoff, Funkgeräte und Polizei-Uniformen.
Die Identifizierung der beiden Getöteten ist noch nicht abgeschlossen. «Der Einsatz diente dazu, eine Terrorzelle und ihr logistisches Netzwerk zu zerschlagen», sagte der Staatsanwalt.
Ob Beziehungen zu anderen terroristischen Gruppen bestehen, sei noch offen. Verbindungen zu den islamistischen Anschlägen in Frankreich von der vergangenen Woche gebe es auf den ersten Blick nicht.
Schulen geschlossen
Belgien befand sich am Freitag im Alarmzustand. Polizeiwachen wurden verbarrikadiert, Polizisten wurden angewiesen, nicht mehr alleine auf Streife zu gehen, meldete die Nachrichtenagentur Belga.
Die jüdischen Schulen in Brüssel und Antwerpen blieben geschlossen. Am Montag werden sie ihre Tore wieder öffnen. Im Mai vergangenen Jahres hatte ein Islamist bei einem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel vier Menschen getötet.
Die Regierung plant schärfere Sicherheitsmassnahmen, um Terroranschläge künftig zu verhindern. So soll das Militär öffentliche Plätze und Einrichtungen schützen. Geplant ist auch eine Ausweitung von Telefon-Abhöraktionen. Der Polizeieinsatz in Verviers basierte laut RTBF auf abgehörten Telefonaten von Terrorverdächtigen.
Belgien plant zudem Massnahmen zum Schutz vor rückkehrenden Dschihad-Kämpfern aus Syrien oder dem Irak. Dort hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein Kalifat ausgerufen, das Hunderte Kämpfer aus Europa anzieht. Die Polizeibehörde Europol spricht von 3000 bis 5000 Rückkehrern. Die Anschlagsgefahr in Europa sei darum so hoch wie seit dem 11. September 2001 nicht mehr.
Kein direkte Verbindung mit Paris
Mit den blutigen islamistischen Attentaten von Paris in der vergangenen Woche hatte der belgische Anti-Terror-Einsatz indessen keine «direkte Verbindung», wie Frankreichs Premierminister Manuel Valls am Freitag urteilte. Allerdings wurden nach belgischen Angaben auch zwei Belgier in Frankreich festgenommen, deren Auslieferung beantragt werden sollte.
Zudem hatte einer der Attentäter von Paris offenbar Verbindungen nach Belgien. Ein Mann aus der südbelgischen Stadt Charleroi hatte vermutlich mit Amedy Coulibaly - dem erschossenen Pariser Geiselnehmer – über den Kauf eines Autos und von Waffen verhandelt.