Bislang hat sich Satiriker Jan Böhmermann, Verfasser des Schmähgedichts, nicht geäussert. Jetzt gab er gegenüber der Zeitung «Die Zeit» Auskunft: Die Kanzlerin dürfe nicht wackeln, wenn es um Meinungsfreiheit gehe. «Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai WeiWei aus mir gemacht», sagte er.
Der 35-Jährige hatte Ende März in seiner TV-Show ein Gedicht über den türkischen Präsidenten vorgelesen, das Formulierungen enthielt, die unter die Gürtellinie zielten. Erdogan stellte Strafantrag wegen Beleidigung.
Die türkische Regierung wandte sich mit dem Wunsch nach Strafverfolgung an die deutsche Regierung. Das deutsche Strafgesetzbuch enthält einen entsprechenden Paragrafen. Für die strafrechtlichen Ermittlungen muss die Regierung aber eine Ermächtigung erteilen. Das hat sie indessen getan. Ob effektiv ein Prozess eröffnet wird, steht noch nicht fest.