In Brasilien ist es ruhiger geworden. Die Menschen gehen weniger auf die Strasse, und doch kämpfen sie weiter.
Es sind die alten Forderungen, die noch immer keinen Anklang gefunden haben: mehr Investitionen in Gesundheit, Bildung und öffentlichen Verkehr. Auch das Thema Korruption in der Politik beschäftigt das brasilianische Volk. Neu kommen erste Politiker unter Druck – zum Beispiel die Gouverneure der Bundesstaaten Rio de Janeiro und Sao Paolo.
Die Demonstranten verbuchten durchaus schon Erfolge kraft ihrer Protestaktionen. Zum Beispiel beim Maracana-Stadion in Rio. Die geplanten Änderungen hatten die Leute sehr stark verärgert. Inzwischen werden die Sportanlagen rund um das Fussballstadion doch nicht abgerissen. An der Stelle waren Parkplätze und eine Shopping-Meile vorgesehen gewesen.
Land entwickelt sich in falsche Richtung
Erstmals zeigen Umfragen: Eine Mehrheit ist der Meinung, dass sich ihr Land in die falsche Richtung entwickle. Die Menschen in Brasilien warten auf Antworten auf ihre Forderungen – die aber nicht kommen.
Die Politik tut sich ausserordentlich schwer. Die Umfrage-Ergebnisse müssten vor allem der Regierung und der Präsidentin Dilma Rousseff zu denken geben. Die Resultate signalisieren: Die Brasilianer werden immer empfänglicher für die Botschaften der Opposition. Und nächstes Jahr sind Neuwahlen.
Gegen Transparenz
Die Parteien der Regierungskoalition im Kongress bremsen und verwässern die entsprechenden Reformen. Sie sind zum Beispiel gegen mehr Transparenz bei der staatlichen Parteien- und Wahlkampffinanzierung. Zurzeit wird immer noch gerungen und verhandelt. Vermutlich werden die Reformen der Präsidentin bei den Wahlen im Oktober 2014 noch nicht in Kraft sein.
Erneute Massendemonstrationen sind vorprogrammiert. Für den Nationalfeiertag Anfang September wollen die Aktivisten in Sao Paulo wieder zu einer landesweiten Protestaktion aufrufen. Sie hatten diese Protestwelle ursprünglich ausgelöst.