Der Aufruf zum Streik galt für ganz Brasilien. Befolgt wurde er aber ganz unterschiedlich. In Rio de Janeiro und Sao Paulo funktionierte der öffentliche Nahverkehr fast uneingeschränkt. In vielen anderen Städten verkehrten dagegen kaum Busse oder Züge. Am stärksten betroffen waren die Häfen des Landes. Gewerkschafter hatten die Zufahrten abgeriegelt. In insgesamt elf Bundesstaaten errichteten Aktivisten mit brennenden Autoreifen Strassenblockaden und beeinträchtigten den Verkehr.
Sao Paulo war eine der Städte, in denen es zu Kundgebungen der Streikenden gekommen war. Von Unzufriedenheit unter den Arbeitern war die Rede. Auch von konkreten Forderungen an die Regierung war die Rede. Die Einführung der 40-Stundenwoche ohne Lohnkürzungen ist eine der Forderungen. Dazu gehören auch eine Agrarreform und mehr öffentliche Investitionen in Nahverkehr, Bildung und Gesundheit.
Der Generalstreik richtete sich nicht gegen die Regierung. Den grösseren der beiden Gewerkschaftsverbände kontrolliert die regierende linke Arbeiterpartei von Präsidentin Dilma Rousseff. Vielmehr lag dem Streik ein gewisser Opportunismus zu Grunde. Bei den Brasilianern, die seit Wochen bessere Zustände im öffentlichen Verkehr, im Bildungs- und Gesundheitswesen fordern, sind die Gewerkschaften zusammen mit der Regierungspartei in Ungnade gefallen. Der Generalstreik war ein nur halbwegs geglückter Versuch, Flagge zu zeigen inmitten der verbreiteten Unzufriedenheit.
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