Nach tagelangen Massenprotesten haben Brasiliens Demonstranten eines ihrer wichtigsten Ziele erreicht. Landesweit wurden Fahrpreiserhöhung für Busse und U-Bahnen zurückgenommen. In São Paulo feierten die Demonstranten die Nachricht.
In São Paulo verkündeten Gouverneur Geraldo Alckmin und der Bürgermeister der Elf-Millionen-Metropole, Fernando Haddad, die Preisrücknahme. Beide Politiker sprachen von einem «grossen Opfer» und machten klar, dass die Einnahmeausfälle an anderer Stelle eingespart werden müssten.
Erhöhung um rund zehn Rappen
Bus und Bahn sind für Millionen Brasilianer die einzige Möglichkeit, zur Arbeit zu kommen. Die Tarife waren in São Paulo von 3,00 auf 3,20 Reais angehoben. Das entspricht einer Erhöhung um umgerechnet rund zehn Rappen auf 1,35 Franken. Der nun rückgängig gemachte Aufschlag wurde mit notwendigen Investitionen begründet.
Auch in Rio kündigte Bürgermeister Eduardo Paes die Rücknahme der Tariferhöhung von 2,75 auf 2,95 Reais an. Den gleichen Schritt hatten in den vergangenen Tagen bereits sieben andere Städte verkündet.
Landesweit waren Hunderttausende Menschen auf die Strasse gegangen. Die Tariferhöhung war ein zentrales Anliegen. Doch die Proteste richten sich auch gegen die Milliarden-Kosten für die Fussball-Weltmeisterschaft 2014 sowie gegen Misswirtschaft und die Korruption in Brasilien.
Zusammenstösse in Rio de Janeiro
In Niteroi bei Rio de Janeiro gingen am Mittwochabend erneut Tausende auf die Strasse. Es kam zu Zusammenstössen mit Sondereinheiten der Polizei, die Tränengas einsetzten. Die Demonstranten hatten zuvor eine Brücke besetzt.
Einige Randalierer versuchten, einen Bus umzustürzen und in Brand zu setzen. Auch in São Paulo zogen ein weiteres Mal mehrere Tausend Menschen über die zentrale Avenida Paulista.
In Rio kündigten mehrere Gruppen Demonstrationen an, wenn am Donnerstag im Maracanã-Stadion das Spiel Spanien-Tahiti ausgetragen wird.
Jérôme Valcke, Generalsekretär des Weltfussballverbandes FIFA, erwartete eine Million Demonstranten, wie er am Rande der Confed-Cup-Begegnung zwischen Gastgeber Brasilien und Mexiko in Fortaleza sagte. «Wir können nichts tun. Das ist eine unangenehme Situation für alle Beteiligten. Niemand ist damit glücklich.»