Die pompöse Militärparade beinhaltet auch eine politische Mission: China und Russland haben sich geschlossen gegen eine «Verdrehung» der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs gewandt.
Als einer der ausländischen Staatsgäste traf der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch zum Auftakt seiner zweitägigen Visite in Peking mit Regierungschef Li Keqiang zusammen.
Die Geschichte dürfe nicht «umgeschrieben» werden, betonten sie nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass übereinstimmend.
Russland erinnert an die 27 Millionen Toten
Beide Politiker gingen nicht konkret darauf ein, was sie damit meinten. Doch sieht Russland schon länger die Gefahr, dass die Erfolge der Roten Armee und letztlich der Sieg der Sowjetunion infrage gestellt würden. Moskau will aber auch verhindern, dass in Vergessenheit gerät, dass die Sowjetunion mit 27 Millionen Toten den grössten Blutzoll geleistet habe. Die Russen werfen dem Westen und insbesondere der Ukraine Geschichtsklitterung vor.
China wiederum wehrt sich mit dem Vorwurf der Verdrehung der Geschichte gegen Japans Anspruch auf Inseln im Ostchinesischen Meer. Auch wird Kritik an einer eigenen chinesischen «Geschichtsverzerrung» durch seine Propaganda zurückgewiesen, die die Kommunisten als die wahren Helden des Krieges darstellt. Dabei hatten vor allem die später im Bürgerkrieg nach Taiwan vertriebenen nationalistischen Truppen der Kuomintang gegen die kaiserliche Armee Japans gekämpft.
Premiere für China
Bei der grossen Waffenschau 70 Jahre nach der Kapitulation Japans marschierten 12'000 Soldaten durch die chinesische Hauptstadt. In Formationen flogen 200 Militärflugzeuge über ihre Köpfe hinweg. Rund 500 gepanzerte Fahrzeuge und auch Raketen rollten über die «Strasse des Ewigen Friedens».
Es ist die erste Militärparade, die China zum Ende des Krieges abhält. 1000 Soldaten aus 17 Ländern wie Russland, Kuba, Kasachstan, Mexiko, Pakistan und Serbien marschierten mit.
Rund 30 ausländische Staatsgäste nahmen teil, neben Putin auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Präsidentin Park Geun-hye aus Südkorea, das ebenfalls unter Japans Aggression gelitten hatte. Andere grosse Staatsführer fehlten aber.
«Die Gästeliste ist nicht sehr beeindruckend», sagte Expertin Kristin Shi-Kupfer vom China-Institut Merics in Berlin. «Es mangelt Peking an gewichtigen und einflussreichen Verbündeten.»
Ein Gast per Haftbefehl gesucht
Als einziger europäischer Spitzenpolitiker ist Tschechiens Präsident Milos Zeman angereist. Deutschland und die USA schickten nur ihre Botschafter. Allerdings nahm als «Freund Chinas» der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) teil.
Kritisch wurde die Einladung von Sudans Präsident Omar al-Baschir kommentiert. Er wird vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen und Völkermordes gesucht. Er wurde sogar schon von Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen. China erkennt den internationalen Haftbefehl gegen Al-Baschir nicht an.
Heikel ist die Militärparade nicht nur wegen Chinas Säbelrasseln in den Inselstreitigkeiten mit seinen Nachbarn, sondern auch deswegen, weil sie am Platz des Himmlischen Friedens abgenommen wird. Rund um den Platz hatte die Volksbefreiungsarmee 1989 die friedliche Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen. Angesichts der anti-japanischen Stimmung im Zusammenhang mit der Parade hatte auch der in China viel gescholtene, rechtskonservative Ministerpräsident Japans, Shinzo Abe, eine Einladung ausgeschlagen.