Sie nennen sich al-Suissery oder as-Swissry. Schweizer Dschihadisten. Ob sie wirklich Schweizer sind, lässt sich nicht sagen. Ihr Kriegsname gibt sie als Schweizer aus. Diese jungen Männer machen keinen Hehl aus ihrer Bewunderung für den bewaffneten Kampf. Sie posten, zwitschern und teilen Bilder, Videos und Texte von radikalen Terrorgruppen.
Wie viele den Dschihad aus der Schweiz heraus unterstützen, ist unklar. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) will keine Zahlen herausgeben. Die Präsenz der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und Grosssyrien (Isis) auf Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram ist beachtlich. «Sie haben zusätzlich ein Netzwerk von Leuten – auch hier in der Schweiz – das diese Propagandanachrichten weiterverbreitet», erklärte Kriegsreporter Kurt Pelda. Das multipliziere sich und trage zu dieser gewaltigen Wirkung von Isis bei.
Einmal Kriegsgebiet einfach
Isis hat sich bisher als Magnet für ausländische Kämpfer entpuppt. «Diese Terroristen sind irgendwie auch in der Islamistenszene cool», sagte der Kriegsreporter. Es sei unglaublich einfach, nach Syrien zu gelangen. «Manche Dschihadisten posten Links von Linienflügen in die Türkei auf ihre Webseiten.» Über die Grenze zu kommen, sei dann ein Klacks.
Der NDB weiss von 15 Dischihadisten-Reisenden, die aus der Schweiz nach Syrien gelangt sind, oder sich noch auf dem Weg befinden. Seit Isis Erfolge verbucht, hat deren Zahl offenbar nicht zugenommen. Pelda schätzt, dass sich lediglich ein paar Dutzend Schweizer Kämpfer im Kriegsgebiet aufhalten. In der Schweiz sei das Frustpotenzial von Muslimen nicht vergleichbar mit anderen europäischen Ländern.
Abstufungen von Extremisten
Die Isis-Kämpfer zeichnen sich durch ungezügelte Brutalität aus. Sie töten, morden, enthaupten und vergewaltigen. Im Westen sieht man solche Szenen höchstens im Film. Schreckt das westliche Dschihadisten nicht ab? «Da gibt es solche, die ihre niedersten Triebe unter dem Deckmantel der Religion ausleben», veranschaulicht Pelda. Manche seien im Westen im Gefängnis gewesen oder seien bereits straffällig geworden.
Andere Dschihadisten sind bei ihrer Rückkehr völlig traumatisiert. «Sie müssen sich in psychiatrische Behandlung begeben.»
Es gibt auch solche, die sich umorientieren. So hat Pelda in Syrien mit einem Schweizer geredet, der zunächst bei Isis war. «Der Westschweizer befindet sich seit letztem Herbst in Syrien. Im Dezember oder Januar wechselte er zur al-Nusra-Front – aus ideologischen Gründen.» Die Nusra-Front ist ein direkter Ableger der Al Kaida. Der Isis hat sich von der Nusra losgesagt. Zwar hätten diese Extremistengruppen das gleiche Ziel, die Methoden seien jedoch anders, fasst der Kriegsreporter zusammen.
Wenn man sie lässt, breiten sie sich aus und werden zu uns kommen.
Mit dem zunehmendem Einfluss des Isis wächst die Angst vor Anschlägen im Westen. Die grösste Gefahr geht dabei von radikalisierten Rückkehrern aus – auch in der Schweiz. Diese Furcht ist nicht unbegründet, pflichtet Pelda bei. «Es könnte eine ausländische Botschaft in der Schweiz treffen. Oder noch ein Beispiel: Wie gut sind Hotels in Genf gesichert?»
Es sei ganz klar die Absicht vorhanden, terroristische Anschläge im Westen auszuführen. Dabei stünden aber Deutschland, Grossbritannien oder Frankreich im Fokus. Isis gründe bereits Filialen – die neueste sei in Libyen entstanden. «Wenn man sie lässt, breiten sie sich aus und werden zu uns kommen.»