Manchmal ist auch wichtig, was Politiker nicht sagen: Nach dem Dringlichkeitstreffen der Nato sagt deren Generalsekretär Jens Stoltenberg mit keinem Wort, die Türkei habe zu Recht den russischen Kampfflieger abgeschossen.
Er kritisierte zwar Verletzungen des türkischen Luftraums scharf, vor allem aber will er die Wogen glätten. Ruhe müsse man jetzt bewahren und die Situation entkrampfen, so Stoltenberg.
Auch Russlands Präsident Wladimir Putin will den ganz grossen und alten Ost-Westkonflikt wegen Syrien nicht wiederbeleben. Scharfe Worte richtet er allein an die Adresse Ankaras, nicht an jene des Westens oder der Nato.
Dennoch kann mit dem akut ausgebrochenen Konflikt zwischen den beiden Potentaten Putin und Recep Tayyip Erdogan von einer gemeinsamen Front gegen die Terrormiliz IS und einem gemeinsamen Engagement für einen Friedensprozess in Syrien kaum noch die Rede sein.
Passieren wird wenig
Frankreichs Präsident François Hollande fordert zwar weiter gemeinsame, umfassende und klare Antworten angesichts der terroristischen Bedrohung – am Montag bei David Cameron, am Dienstag bei Barack Obama, am Mittwoch bei Angela Merkel, am Donnerstag bei Wladimir Putin, am Wochenende mit der chinesischen Führung. Überall wirbt Hollande für eine globale Allianz und alle werden ihn verbal unterstützen. Doch passieren wird wenig.
Zumal die Interessen in der Syrienfrage unterschiedlich sind und unterschiedlich bleiben. Nicht nur zwischen der Türkei und Russland. Putin und der Iran setzen ungerührt auf Diktator Assad. Der Westen könnte zwar zähneknirschend eine eng begrenzte Kooperation mit dem syrischen Regime gutheissen. Doch das Regime in Damaskus voll in eine Lösung für Syrien einzubinden, das kann er unmöglich. Von Schulterschluss also keine Spur.