Der Skandal um die Vergabe der WM 2006 in Deutschland schwappt nun schon nach Übersee. Franz Beckenbauer als Leiter des Organisationskommitees des Turniers schweigt indes weiter beharrlich. Zum ersten Mal seit Tagen erhält er nun Rückendeckung aus dem Vorstand des FC Bayern München, dessen Ehrenpräsident Beckenbauer ist.
«Wenn ein Freund in Schwierigkeiten ist, dann muss man ihm zur Seite stehen. Und das werden wir beim FC Bayern auch tun», sagte Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Der DFB soll einen sensibleren Umgang mit Beckenbauer pflegen, auch wenn ein verständliches Interesse an der Klärung des Skandals bestehe.
Rückendeckung vom FC Bayern München
Neben dem WM-OK-Chef Beckenbauer wird Jack Warner immer mehr zur Schlüsselfigur im Skandal, bei dem es mittlerweile um weit mehr als um eine dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro geht. Warner war bis zu seiner Absetzung Vize-Präsident der Fifa und Präsident der Nord- und Zentralamerikanischen und karibischen Fussballkonföderation (Concacaf).
Nach Informationen der Bild-Zeitung geht aus Unterlagen der US-Bundesbehörde FBI hervor, dass der frühere Fifa-Vize ein geheimes Konto unter dem Namen «LOC Germany 2006 Limited» geführt habe. LOC steht bei der Fifa als Abkürzung für «Lokales Organisationskomitee».
Geheimes Bankkonto und ein dubioser Vertrag
Am Dienstag hatte der DFB bereits bestätigt, dass Beckenbauer und Warner ein dubioses Dokument unterschrieben haben, welches den Verdacht des versuchten Stimmenkaufs aufwirft. In diesem Dokument seien Warners Concacaf «diverse Leistungen» – aber keine Geldleistungen – von deutscher Seite zugesagt worden, sagte Rainer Koch, Interimspräsident des DFB.
Das Dokument stammt vom 2. Juli 2000, vier Tage vor der WM-Vergabe. Ob der Vertrag zwischen Beckenbauer und dem früheren Concacaf-Präsidenten vollzogen wurde, ist unbekannt.
Auch wenn Warner die Vorwürfe zuletzt bestritten hat, weiss selbst die Fifa, dass ihr ehemaliger Vizepräsident korrupt ist. Die Ethikkommission sperrte Warner im Zuge des Fifa-Skandals Ende September lebenslang.
Sogar auf Malta wird ermittelt
Der Vergabe-Skandal beschäftigt mittlerweile auch die Behörden auf Malta. Sie haben bereits am Montag die Räume des nationalen Fussballverbandes (MFA) durchsucht. Dabei ging es um Dokumente, die mit einem Testspiel Maltas gegen den FC Bayern im Januar 2001 zusammenhängen.
Im Fokus der Polizeiaktion stehen Beckenbauer und der damalige MFA-Präsident Joe Mifsud. Laut einer britischen Zeitung soll es kurz vor der WM-Vergabe ein Treffen zwischen Mifsud und dem «Kaiser» gegeben haben. Dort soll ein lukrativer TV-Vertrag für dieses Spiel zugunsten Maltas ausgehandelt worden sein. Kurz darauf stimmte Malta bei der WM-Vergabe für Deutschland.