Ab Dienstag sollen in Deutschland die Güterzüge stillstehen, ab Mittwochnacht um 2.00 Uhr wird der Personenverkehr bestreikt. Wie lange der Streik dauern wird, wollte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) noch nicht sagen.
Nur so viel steht für den GDL-Chef Claus Weselsky fest: Die neunte Arbeitsniederlegung wird länger dauern als der Streik Anfang des Monats. Dieser hatte sechs Tage gedauert.
Annäherung gescheitert
Der neuerliche Versuch einer Annäherung beider Seiten war am Wochenende gescheitert. Vertrauliche Gespräche von Bahn und GDL wurden am Samstagabend beendet und nicht wie geplant am Sonntag fortgesetzt. Beide Seiten weisen sich dafür gegenseitig die Schuld zu.
Die Verantwortung trage die Bahn, die in den Gesprächen bewiesen habe, dass in den Verhandlungen keinerlei Ergebnisse erzielt werden sollten, erklärte die GDL. Vielmehr solle der Tarifabschluss bis zum Inkrafttreten des Tarifeinheitsgesetzes verschleppt werden. Das wird voraussichtlich Anfang Juli so weit sein. Das von der Regierung geplante Gesetz würde den Einfluss der GDL und anderer kleiner Gewerkschaften einschränken.
Erst am 10. Mai war ein fast sechstägiger Ausstand zu Ende gegangen. Es war der bisher längste Streik in der 21-jährigen Geschichte der Deutschen Bahn AG. Nur jeder zweite geplante Zug konnte nach Unternehmensangaben während des Arbeitskampfes fahren.
Bahn setzt auf Verhandlungen
Angesichts der erneuten Streikdrohung dringt die Bahn auf eine Schlichtung. «Mit Arbeitskämpfen lösen wir gar nichts», sagte Personalvorstand Ulrich Weber in Berlin. «Wir brauchen eine Gesamt-Schlichtung.» Diese dürfe kein Thema ausklammern.
Für die rund 3000 Lokrangierführer bei der Deutschen Bahn hat bisher die grössere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Tarifverträge abgeschlossen. Die GDL verlangt für ihre Mitglieder in dieser und in anderen Berufsgruppen des Zugpersonals eigene Tarifverträge. Das ist der Kernpunkt des Konflikts.
Die Bahn will unterschiedliche Tarifverträge für ein und dieselbe Berufsgruppe vermeiden. Die GDL strebt zunächst eine Einigung über die künftige Tarifstruktur an und will erst danach in einer Schlichtung über Geld, Arbeitszeit und Überstundenbegrenzung sprechen.