Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei wachsen die Spannungen in den Beziehungen zu den USA. Der amerikanische Präsident Barack Obama rief den Nato-Partner zur Zurückhaltung und zur Befolgung der Gesetze im Kampf gegen die Umstürzler auf.
John Kerry warnte derweil seinen türkischen Amtskollegen Mevlut Cavosoglu vor einem Schaden für das Verhältnis zwischen beiden Ländern.
Kerry stört sich an öffentlichen Andeutungen
Zuvor verwehrte sich der US-Aussenminister gegen angebliche Unterstellungen in der Türkei, die USA seien in den fehlgeschlagenen Staatsstreich involviert. Die Vereinigten Staaten seien bereit, so Kerry, die türkischen Behörden bei der Untersuchung zu unterstützen.
Aber öffentliche Andeutungen oder Behauptungen über jedwede Beteiligung der Vereinigten Staaten an dem gescheiterten Putschversuch seien völlig falsch und schädlich für die bilateralen Beziehungen.
Gülens Freunde sind Erdogans Feinde
Zur Belastungsprobe wird insbesondere der in Amerika lebende Geistliche Fethullah Gülen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft seinem Erzfeind vor, beim Umsturzversuch von Teilen des Militärs die Fäden gezogen zu haben. Kleriker Gülen hat dies zurückgewiesen und das Putschvorhaben verurteilt.
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, jedes Land, das Gülen unterstütze, werde als im Kriegszustand mit der Türkei betrachtet. Erdogan forderte die Regierung in Washington zur Auslieferung Gülens auf.
Kerry erklärte hierauf, die USA seien wohl bereit, der Türkei dabei zu helfen, die Verantwortlichen für den Putschversuch ausfindig zu machen.
Aber die Vereinigten Staaten würden gegen Gülen nur dann Massnahmen gegen Gülen ergreifen, wenn es Beweise gegen den Geistlichen gebe.
Kampf gegen IS erschwert
Der gescheiterte Staatsstreich erschwert auch die von den USA angeführten Angriffe gegen die Extremistenmiliz IS in Syrien. Die Türkei schloss ihren Luftraum für Militärflugzeuge. Daher konnte die US-Luftwaffe von der türkischen Basis Incirlik aus keine Maschinen starten.
Beim versuchten Putsch gegen Erdogans Machtapparat wurden laut offiziellen Angaben mindestens 265 Menschen (161 regierungstreue Sicherheitskräfte oder Zivilisten und 104 Putschisten) getötet und mehr als 1500 verletzt. Die Putschisten wollten nach ihrer Darstellung Demokratie und Menschenrechte und die verfassungsmässige Ordnung wiederherstellen.
Ungeachtet einer breiten Kritik am türkischen Präsidenten und am autoritären Führungsstil erfolgten die internationalen Reaktionen einstimmig: Die UNO, Nato, EU, USA, Russland, Frankreich und Deutschland verurteilten den Aufstand türkischer Militärangehöriger. Unisono verlangte die internationale Gemeinschaft, Blutvergiessen zu verhindern und die demokratische Grundordnung zu achten.