SRF News: Macht Blatters Rücktritt den Weg für Reformen frei?
Mark Pieth: Wir haben jetzt eine einmalige Chance, den Ruf der Fifa zu verbessern. Man kann diese Chance auch vertun. Wenn jetzt wieder jemand aus dem «System Blatter» gewählt wird, wird es nichts nutzen.
Sie haben immer das System der Fifa bemängelt und gesagt, es nütze eigentlich nichts, wenn Blatter geht. Ist sein Rücktritt nur ein Signal nach Aussen, aber tatsächlich ändert sich nichts?
Es kann sich etwas ändern, wenn ein Reformer nachfolgt, der ein deutlich anderes Zeichen setzt. Und nicht jemand, der im gleichen Stil weiterfährt. Eine Alternative wäre eine Person, die für zwei bis vier Jahre fix kommt und im Grunde einen Auftrag hat: Die Fifa auf die Beine kriegen und dann abtreten. Eine Art Übergangslösung also. Das wäre wahrscheinlich das Sinnvollste. In dieser Zeit könnten sich die verschiedenen Kandidaten aufbauen und gegeneinander antreten.
An wen denken Sie konkret?
Ich kann Ihnen keine Namen sagen, denn sonst würde ich mithelfen, die Leute unter Umständen zu «verbrennen».
Der Blatter-Biograph Bruno Affentranger meinte, es könnte eine Person aus dem asiatischen Raum sein, konkret aus Kuwait. Was meinen Sie dazu?
Da gibt es durchaus Optionen. Ich hätte jetzt auch die USA nicht ausgeschlossen. Für eine Übergangslösung könnte ich mir auch eine der deutschen Persönlichkeiten vorstellen.
Ganz grundsätzlich: Denken Sie, dass es gute Chancen für eine Veränderung gibt und dass die Forderungen nach mehr Transparenz und weniger Korruption in der Fifa umgesetzt werden?
Die Chancen für einen Neuanfang sind da. Gar nicht so sehr, weil Blatter im Weg gestanden wäre. Vielmehr weil seine Gegner weniger Energie brauchen, um ihn zu bekämpfen. Sie könnten die Reform nun ihrerseits mittragen.
Das Gespräch führte Romana Costa.