SRF: Was bedeuten die neu beschlossenen Sanktionen des Westens für Russland?
Friedrich Schmidt: Sie werden Russland wirtschaftlich schwer treffen. Neulich haben die Amerikaner russische Banken auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Da war die Rede davon, dass es für russische Banken immer schwieriger wird, an Kapital zu kommen und sich zu finanzieren. Auch russische Projekte im Energiebereich, die ein enormes Mass an Investitionen erfordern, werden immer schwieriger zu finanzieren sein. Es ist auf jeden Fall ein harter Schlag für Russland.
Rechnen Sie damit, dass Putin sich dem Druck jetzt beugt und aufgrund dieser Sanktionen seine Ukraine-Strategie ändert?
Putin hat sich in eine Sackgasse manövriert und kann nicht einlenken ohne Gesichtsverlust. Es könne auch sein, dass er die Rebellen in der Ostukraine fallen lässt. Das würde für ihn innenpolitisch den hohen Preis bergen, dass diese Leute hier in Russland als Helden gelten.
Wie sieht es auf der anderen Seite aus: Könnte Russland seinerseits Vergeltungsmassnahmen ergreifen gegen die USA und die EU?
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow sagt, man wolle nicht Auge um Auge, Zahn um Zahn auf die Sanktionen des Westens reagieren. Aber Russland löst es sehr subtil. Zum Beispiel wird nun McDonald's besonderen Kontrollen unterzogen und sofort findet man auch irgendwelche Mikroben im Essen. Oder man erklärt, dass in den Cheeseburgern weniger Nährwert drin ist, als angegeben. Eine russische Zeitung hat heute auch berichtet, dass das deutsche Unternehmen SAP und der amerikanische Konzern Apple aufgefordert worden sind, ihre Quellcodes auszugeben. Das sind Schikanen. Gleichzeitig klagen die Russen, dass ihr Territorium von ukrainischer Seite beschossen werde. Russland hat auch schon angekündigt, dass man zurückschiessen werde. So was ist auch nicht auszuschliessen.
Das Interview führte Barbara Peter.