Vor gut einem Jahr wurde klar, dass es mit dem Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz nichts wird. Seither zeigen sich tausende deutscher Steuerbetrüger selber an. Sie wollen noch straffrei ans rettende Ufer gelangen, bevor ihr Name auf einer Steuer-CD auftaucht und eine Gefängnisstrafe droht.
Mit Millionen an der Börse spekuliert
Der Präsident des FC Bayern-München, Uli Hoeness, war einer von ihnen. Er soll ein Konto bei der Zürcher Bank Vontobel besessen haben. Mit den dort deponierten Millionen soll er an der Börse spekuliert und Gewinne gemacht haben, die er dem deutschen Fiskus vorenthielt. Deutsche Medien sprechen von einer nicht bezahlten Steuerschuld von insgesamt mehr als drei Millionen Euro.
Um einer Strafe zu entgehen muss der Steuerpflichtige zwei Bedingungen erfüllen: Er muss sich selber angezeigt haben noch bevor die Steuerbehörden von sich aus mit Untersuchungen gegen ihn begannen. Und er muss seine Schulden von sich aus umfassend und vollständig deklariert haben.
Beides sei bei Hoeness nicht der Fall gewesen, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Er habe sich erst angezeigt, nachdem die Behörden aufgrund von Recherchen des «Stern» bereits auf seinen Fall aufmerksam geworden seien. Und er habe dann eine nicht vollständige Nachsteuererklärung eingereicht.
Urteil wird am Donnerstag erwartet
Gemäss der Rechtsprechung des höchsten deutschen Gerichts muss mit einer unbedingten Gefängnisstrafe rechnen, wer über eine Million Euro hinterzogen hat.
Der Bayern-Präsident riskiert deshalb ernsthaft, eine längere Zeit hinter Gittern zu verbringen – falls es ihm nicht gelingt, nachzuweisen, dass seine Erklärung doch noch rechtzeitig erfolgt sei. Und dass er an der Unvollständigkeit seiner Deklaration nicht selber schuld sei, sondern sein Steuerberater. Genau das wird die Verteidigung vor Gericht versuchen, glaubhaft zu machen.
Der Prozess dauert vier Tage, am Donnerstag wird mit einem Urteil dieser ersten Instanz gerechnet.