Die Kommunal- und Bürgermeisterwahlen in der Ukraine haben heute unter erschwerten Bedingungen begonnen. In den Städten Mariupol und Krasnoarmiisk blieben die Wahllokale am Sonntag geschlossen, weil keine Stimmzettel vorlagen.
Die Wahlabsage wurde vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko als «katastrophal» kritisiert. Poroschenko forderte eine Untersuchung und wies das Parlament an, rasch einen neuen Wahltermin festzulegen.
Die strategisch wichtige Stadt Mariupol ist die letzte grössere Stadt in der Konfliktregion im Osten des Landes, die noch von der ukrainischen Armee gehalten wird. Die prorussischen Rebellen hatten wiederholt versucht, Mariupol zu erobern. Die von den Separatisten kontrollierten Gebiete sind von den Wahlen ausgenommen.
Präsident Poroschenko im Umfragetief
Für den prowestlichen Präsidenten Petro Poroschenko ist die Abstimmung eine Testwahl. Denn angesichts des Konflikts im Osten des Landes sind seine Zustimmungswerte stark eingebrochen.
Tiefe Wahlbeteiligung in Kiew
In der Hauptstadt Kiew lief die Abstimmung schleppend an. Nur wenige Menschen kamen gegen Mittag zu den Wahllokalen. Mit knapp 11 Prozent lag die Beteiligung nach inoffiziellen Angaben um 11.00 Uhr weit unter derjenigen der vorgezogenen Parlamentswahlen und der Präsidentenwahlen von 2014.
Nach jüngsten Umfragen lehnen 71 Prozent der Ukrainer seine Amtsführung ab, nachdem Poroschenko im Mai 2014 noch im ersten Durchgang mit 54,7 Prozent der Stimmen gewählt worden war. Viele Ukrainer leiden unter steigenden Lebenshaltungskosten und Steuern, die Wirtschaft schrumpft.
Keine Wahl in umkämpften Gebieten
Hinzu kommt die unsichere Lage in der Ostukraine. Vorsorglich hatten die ukrainischen Behörden bereits beschlossen, in 122 von der ukrainischen Armee kontrollierten Kommunen an der Frontlinie keine Wahlen abzuhalten. In dem Gebiet wird seit September ein Waffenstillstand weitgehend eingehalten.
Die Wahllokale schliessen um 19.00 Uhr. Mit Ergebnissen wird wegen des komplizierten Auszählungsverfahrens erst in einigen Tagen gerechnet. Vor Ort sind mehr als 1500 internationale Wahlbeobachter.