«Ich bin ein iranischer Demokratie-Aktivist. Ich lehne Atomwaffen vehement ab und unterstütze das Nuklearabkommen – wie die überwältigende Mehrheit der Iraner aller politischen Richtungen». Moahmmad-Reza Jalacipour spricht in die Videokamera. Und er hofft, seine Botschaft werde in Washington gehört von den Abgeordneten im Kongress.
Die Botschaft lautet: «Wir, iranische Bürger, die den höchsten Preis für den Kampf um Demokratie und Menschenrechte bezahlen, sind für das Atomabkommen. Lasst es nicht scheitern!»
Demokratie-Aktivisten, Intellektuelle und Künstler
An Glaubwürdigkeit mangelt es der Kampagne, die Jalacipour initiiert hat, nicht. Es sind prominente, führende iranische Menschenrechtler, politische Gefangene, Aktivisten, Intellektuelle und Künstler, die einstehen für die Einigung des Westens mit dem Iran. Und die tatsächlich einen sehr hohen Preis bezahlen für ihre Überzeugung: «Zehn Jahre meines Lebens war ich im Gefängnis, weil ich für Frieden und Demokratie kämpfe», sagt Farokkh Neghaadar.
Es sind Regimegegner wie Shirin Ebadi, die streitbare Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin. Und auch ihre im Iran hochgeachtete Kollegin Nasrin Sotudeh, jahrelang in Haft, appelliert eindringlich an die amerikanischen Politiker. Sie spricht deren Argumente gegen das Abkommen direkt an: Die Angst, das Regime in Teheran wolle nur die Sanktionen loswerden, aber um keinen Preis mehr Freiheit zulassen.
«Ich leide unter der Ungerechtigkeit im Iran und der Missachtung der Menschenrechte», sagt die Anwältin Sotudeh. Und sie kritisiert die extreme Rhetorik und die Drohungen der Hardliner in Iran. «Das Abkommen, eine ernsthafte und dringliche Verständigung zwischen den USA und Iran ist ein Weg, dass sich beide Seiten mässigen und dass es nicht zu einem Krieg kommt.»
Nicht nur die Exil-Iraner sollen zu Wort kommen
Die Gefahr, ohne Nuklaerabkommen in einen neuen Krieg im Mittleren Osten zu schlittern, beschäftigt alle in dieser Videokampagne. Sie, die im Iran leben, sehen sich dieser Gefahr direkt ausgesetzt, anders als die Exil-Iraner. Manche von diesen sind gegen den Deal. Sie werden nun vor dem US-Kongress angehört, der am 17. September über das Abkommen entscheidet .
«Die im amerikanischen Exil haben die lautere Stimme als wir, aber sie repräsentieren nicht die Bevölkerung in Iran», sagt Menschenrechtsaktivist Jalacipour.
Jafar Panahi: Kein Weg zum Besseren mit Sanktionen und Krieg
In ihrer Videobotschaft sprechen sie nicht über das Teheraner Regime, sondern distanzieren sich von ihm durch ihr Leben und ihre Haltung. Die iranische Wirklichkeit verstehen – das sei der zentrale Punkt, sagt Jafar Panahi, der bekannte Filmregisseur. Er hat mit seinem letzten, preisgekrönten Werk «Taxi Teheran» die iranische Zensur mit Schalk und Mut ausgetrickst.
Als Filmemacher arbeite er mit der Vorstellungskraft, aber nicht nur, sagt Panahi. Denn Imagination tauche ein in die Wirklichkeit. «Was ich bei amerikanischen Politikern sehe, ist Imagination ohne Bezug zur Realität. Sie stellen sich vor, mit Sanktionen und Krieg könne man Dinge zum Besseren verändern. Das ist nicht die Realität meines Landes.»
Auch Panahi war in Haft, weil er die grüne Bewegung unterstützt hatte. Jene jungen und liberalen Iraner, die vor sechs Jahren für die Freiheit auf die Strasse gegangen waren.