Vor sechs Wochen wurde das Ebola-Virus nach Behördenangaben im Süden Guineas festgestellt. Die Behörden registrierten 87 Verdachtsfälle, 61 Menschen starben. Nun gibt es die ersten Verdachtsfälle im benachbarten Liberia. Dort würden acht Fälle geprüft, teilte das liberianische Gesundheitsministerium mit. Fünf davon seien tödlich verlaufen.
Ebola ist eine gefährliche Krankheit. Äusserlich gleicht sie anderen Viruserkrankungen, sagt Christoph Hatz, Chefarzt am Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut. Sie beginnt mit starkem Fieber, Kopfschmerzen und Durchfall. Innerlich aber gibt es Komplikationen mit Organen bis der Patient verblutet.
Übertragung über die Luft nicht ausgeschlossen
Bis die Krankheit mit Sicherheit diagnostiziert ist, dauert es eine Weile. Erst wenn man den Verdacht auf eine Ebola-Infektion habe, könne man gezielt nach dem Virus suchen. Doch gerade in Afrika sei dies schwierig, da es zahlreiche andere Krankheiten gebe, die ähnlich seien.
Übertragen wird das Virus durch Körperflüssigkeiten wie Tränenflüssigkeit oder Blut. «Aus früheren Epidemien wissen wir, dass die meisten Fällen im Spital selbst übertragen werden», sagt Hatz. «Eventuell wird das Virus sogar über die Luft übertragen.» Sicher sei man sich aber noch nicht. Dies sei Gegenstand von Untersuchungen.
Sicher sei hingegen, dass es momentan weder einen Impfstoff noch vernünftig funktionierende Medikamente gebe. «Es sind sämtliche antivirale Medikamente ausprobiert worden, aber leider nicht mit dem gewünschten Erfolg», sagt Hatz.
Tiere als Verursacher vermutet
Auch wisse immer noch nicht genau, wo das Reservoir des Virus sei: Möglicherweise sei es eine Fledermaus, aber auch andere Tiere kämen in Frage. Hatz geht davon aus, dass das Virus wahrscheinlich breit in der Bevölkerung vorhanden ist, dass jedoch viele Menschen Abwehrkörper haben und deswegen nicht erkranken. Bricht die Krankheit aber aus, verläuft sie in 25 bis 90 Prozent der Fälle laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) tödlich.
Entwarnung in Kanada
Bislang beschäftigte das Ebola-Virus nur die afrikanischen Behörden. 1976 war die Krankheit erstmals im damaligen Zaire, dem heutigen Kongo, am Fluss Ebola entdeckt worden. Das Virus taucht immer wieder in entlegenen Dörfern Afrikas in der Nähe von Regenwäldern auf. Deswegen sind bisher vor allem Einheimische davon betroffen.
Bei einem Mann in Kanada, der kürzlich in Westafrika war, bestand kurzzeitig der Verdacht einer Ebola-Infektion. Tests bestätigten den Verdacht jedoch nicht, wie die kanadische Gesundheitsbehörde PHAC nun mitteilte.
Virus könnte auch auf anderen Kontinenten aktiv werden
Dass sich das Virus einst von Afrika auf andere Kontinente ausbreiten könnte, schliesst Hatz nicht aus: «Bei solchen Viren ist es immer schwierig zu sagen, wo sie sich ausbreiten können. Wir müssen immer damit rechnen, dass ein Fall in ein industrialisiertes Land kommen könnte – und dort zumindest theoretisch ein Gefahrenpotenzial darstellt.»