Während vier Tagen diskutiert die Kommunistische Partei Chinas diese Woche den künftigen Kurs der zweitgrössten Volkswirtschaft. Dieser soll nichts weniger, als die Armut im Land beseitigen und nachhaltigeres Wachstum schaffen.
Dafür setzt Staatspräsident Xi Jinping auf Marktwirtschaft. Festgehalten wird die Planung jedoch wie zu Sowjetzeiten in einem Fünfjahresplan. Erstellt aufgrund einer unvorstellbaren Datenmenge, die tausende Beamte während Monaten zusammenzutragen hatten.
«China braucht Innovation statt reine Fabrikation»
Wirtschaftlich befindet sich China an einem Wendepunkt. Das Land kann sich nicht länger auf den Export von Billigwaren stützen, bereits im März korrigierte Regierungschef Li Keqiang die Wachstumsprognosen nach unten. Nachhaltigeres und qualitativeres Wachstum lautet das neue Credo. «China muss den Schritt, weg von reiner Fabrikation hin zu mehr Innovation schaffen», sagt der Ökonom Jason Inch von der Jiaotong Universität in Shanghai.
Die Änderungen, die der Fünfjahresplan skizziert, sind einschneidend. Will die Partei wachsenden Gegenwind oder gar soziale Unruhen verhindern, muss sie dafür sorgen, dass die Bedürfnisse der mittlerweile grössten Mittelschicht der Welt bedient werden können. Sie dürfte das mit weiteren Schritten zu mehr Marktwirtschaft tun. Aber selbst das könnte auf Dauer zu wenig sein, meint SRF-Korrespondent Pascal Nufer. Irgendwann verlange Chinas Gesellschaft vielleicht auch nach mehr Freiheit und Selbstbestimmung.
Sowohl gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Komponenten hat die Einkindpolitik, die nun endgültig abgeschafft wurde. In naher Zukunft wird rund ein Viertel der fast 1,4 Milliarden Chinesen das Pensionsalter erreicht haben. Mit den Arbeitskräften breche einer der wichtigsten Pfeiler des bisherigen chinesischen Wirtschaftsmodells weg, konstatiert der Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Shanghaier Jiaotong Universität, Gu Jianguan.