1,8 Millionen Menschen sind aufgerufen, für einen Anschluss an Russland oder den Verbleib der Republik in der Ukraine zu stimmen. Das umstrittene Referendum läuft nach Behördenangaben bisher ohne Zwischenfälle ab. Die Wahlbeteiligung liegt bereits bei fast 50 Prozent, wie der pro-russische Regierungschef Sergej Aksjonow im russischen Staatsfernsehen sagte.
Wahllokalleiter berichteten aus einzelnen Regionen, dass auch viele Vertreter der tatarischen Minderheit an der Abstimmung teilnähmen. Zuvor hatte die traditionell der Ukraine zugewandte Gemeinschaft der Tataren zum Boykott des Referendums aufgerufen.
Laut ukrainischen Medien wird die Abstimmung durch Russland manipuliert. Es seien viele Russen, die nicht in den Wählerlisten stünden, eingeflogen worden, um an dem Referendum teilzunehmen. Die Berichte lassen sich allerdings nicht überprüfen.
Die 1200 Wahllokale sind bis 19 Uhr Schweizer Zeit geöffnet. Die Stimmenden müssen ihre Zettel in durchsichtige Urnen werfen. Noch in der Nacht zum Montag werden erste Ergebnisse erwartet.
Keine Ablehnung möglich
Konkret geht es nicht um ein Ja oder Nein, wie SRF-Korrespondent Christof Franzen klarstellt. Es geht um die Frage, ob sich die Krim sofort Russland anschliessen will oder erst mittelfristig. Eine eigentliche Wahl haben die Stimmenden damit nicht.
Die moskautreue Krim-Führung will die Abspaltung von der Ukraine erreichen, um sich dann Russland anzuschliessen. Die EU und die USA sowie die krisengeschüttelte Ukraine kritisieren das Referendum als Bruch internationalen Rechts. Der Westen droht mit neuen Sanktionen.
Referendum verstösst gegen Verfassungen
Die Autonome Republik Krim ist bisher Teil der Ex-Sowjetrepublik Ukraine, der sie 1954 zugeschlagen wurde. Moskau betont das Selbstbestimmungsrecht der mehrheitlich russisch-stämmigen Krim-Bevölkerung und will eine «Rückkehr» der Halbinsel zum Mutterland durchsetzen. Die Krim-Stadt Sewastopol ist seit mehr als 200 Jahren Sitz der russischen Schwarzmeerflotte.
Das ukrainische Parlament erklärte in einem symbolischen Protest gegen das Referendum das Parlament der Krim für aufgelöst. Umgekehrt erkennt die pro-russische Führung der Schwarzmeerhalbinsel die nach dem Sturz des Präsidenten Viktor Janukowitsch gebildete Regierung in Kiew nicht an.
Der Oberste Sowjet, das Parlament der Krim in Simferopol, hatte stattdessen das Referendum angesetzt und die Unabhängigkeit von der Ukraine beschlossen.
Russische Soldaten in der Überzahl
Derweil warf das Aussenministerium in Kiew Moskau vor, ein Truppenkontingent in das Dorf Strilkowe entsandt zu haben, das auf einer schmalen Landzunge vor der Nordostküste der Krim, der sogenannten Arabat-Nehrung, liegt. Dabei seien sie von vier Kampfhelikoptern und drei gepanzerten Fahrzeuge unterstützt worden.
Kiew forderte einen «sofortigen Rückzug». Die Ukraine behalte sich das Recht vor, die «militärische Invasion mit allen Mitteln zu stoppen».
Unmittelbar vor dem Referendum am Sonntag standen nach Medien-Informationen bis 10'000 ukrainische Soldaten auf der Krim einer Übermacht von mindestens 20'000 russischen Soldaten gegenüber. Laut der Nato liegen 60 ukrainische Kriegsschiffe in den abgeriegelten Krim-Häfen vor Anker.