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Wut in L’Aquila nach dem Beben in Amatrice
Aus Tagesschau vom 26.08.2016.
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International Erdbebensicherung: «Viel Geld wurde anderweitig ausgegeben»

Seit 2009 hat Rom den Erdbebenregionen fast eine Milliarde Euro für die Sicherung von Gebäuden zur Verfügung gestellt. Bis 600 Millionen sind aber anderswo verschwunden. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. «Die Staatsanwälte werden viel zu tun haben», sagt Journalist Thomas Migge.

Thomas Migge

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Der deutsche Journalist und Autor von Reiseführern lebt und arbeitet seit 1988 in Italien. Er arbeitet unter anderen für SRF, den Deutschlandfunk DLF und den Österreichischen Rundfunk ORF.

SRF News: Bereits wird heftig debattiert, ob die grosse Zerstörung hätte verhindert werden können, wenn man die Gebäude besser gegen Erdbeben gesichert hätte. Weshalb ist da nichts geschehen?

Thomas Migge: Die Staatsanwaltschaft ermittelt – vorerst gegen das Nicht-Erdbebensichermachen von privaten Wohngebäuden. Die Frage betrifft aber auch die historischen Monumente. Tatsache ist, dass der italienische Zivilschutz seit 2009 knapp eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt hat, um sämtliche wichtigen privaten und historischen Gebäude in Italiens Erdbebenregion erdbebensicher zu machen. Der Nationalverband der italienischen Geologen fand aber heraus, dass im Fall von 500 bis 600 Millionen Euro Anträge auf Finanzierungshilfen zur Erdbebensicherung nicht richtig ausgefüllt wurden oder die Antragssteller die Gelder kassiert und für andere Dinge ausgegeben haben. Die Staatsanwälte, die diesbezüglich ermitteln, werden viel zu tun haben. Wochen werden vergehen, bis Fakten auf dem Tisch liegen.

Audio
Hören Sie hier das Gespräch mit Thomas Migge
aus SRF 4 News aktuell vom 26.08.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 1 Sekunde.

Glauben Sie, dass das Erdbeben etwas daran ändern wird?

Das hängt vom politischen Willen der Regierung von Matteo Renzi ab. Nach dem Erdbeben von L’Aquila hatte der damalige Premier Silvio Berlusconi das Blaue vom Himmel versprochen. Realisiert wurde nichts und viele Menschen wurden schwer enttäuscht. Die Regierung Renzi kann nun beweisen, dass sie es anders macht.

Nach dem Erdbeben von L’Aquila versprach der damalige Premier Silvio Berlusconi das Blaue vom Himmel.

Ist es nicht etwas früh und pietätlos, wenn angesichts der vielen Toten Experten bereits jetzt eine Liste mit Schäden an Kulturdenkmälern erstellen?

Um solchen Überlegungen zuvorzukommen, hat der italienische Kulturminister daran erinnert, dass in Italien 70 Prozent des Weltkulturgutes zu finden sei. Als Vorsitzender des Kulturministeriums sei es deshalb nach einem solchen Drama seine natürliche Aufgabe festzustellen, was das Beben zerstört habe. Auch seitens der katholischen Kirche – immerhin einer moralisch, ethischen Institution – kam keine Kritik in diese Richtung. Denn die meisten der betroffenen Kulturgüter sind katholische Kirchen oder Klöster.

Welche Kulturgüter finden sich in Mittelitalien?

Es sind primär Sakralbauten in Ortschaften, Kleinstädten und Weinland, aber auch Stadttürme, einige Museen und Strassenzüge. In Amatrice beispielsweise stürzte der Stadtturm des 12. Jahrhunderts ein. Auch sind zahlreiche mittelalterliche Wohngebäude entlang der Hauptstrasse nur noch Schutt und Asche. Schliesslich wurde das städtische Museum so gut wie komplett zerstört. Darin befinden sich Sakralkunstwerke des 13. bis 16. Jahrhunderts.

Das Gespräch führte Katrin Becker.

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