Gustav Horn vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung in Düsseldorf spricht von einem sehr riskanten Spiel. Es könne sein, dass Sparer in anderen Ländern – insbesondere in Krisenländern – jetzt verunsichert seien. Sie könnten versuchen, ihr Geld von den Konten abzuziehen. «Dies könnte noch weitaus mehr Banken in Schieflage bringen als derzeit nur die zyprischen Banken.»
Hinter dem Vorgehen der Euro-Finanzminister steht die Überlegung, dass es sich bei vielen dieser Geldern um nicht ganz sauberes Geld von russischen Oligarchen handelt. Und um den Vorwurf vorzubeugen, man stütze mit europäischen Geldern russische Oligarchen, habe man entschieden, diese daran zu beteiligen, sagt Horn
Bankenkrise könnte sich noch verschärfen
Die Art und Weise wie dies gemacht wird, hält er aber für äusserst problematisch. Es handle sich um einen «Schrotschuss der Schuldige wie Unschuldige trifft». Es trifft ja auch den normalen zyprischen Sparer, der etwas zurückgelegt hat und nicht unbedingt Geld gewaschen hat. Insofern sei dies ein merkwürdiges Vorgehen.
Wenn die europäische Politik nicht deutlich macht, dass es sich nur um einen begrenzten Einzelfall handelt, kann es zu einem Ansturm der Sparer in den Krisenländern auf die Banken kommen.
Langfristige Massnahmen nötig
Wirtschaftswissenschafter Horn hält es für notwendig, dass nicht nur Rettungsmassnahmen, sondern auch langfristige Massnahmen ergriffen werden. So soll Zypern aufhören, eine Steueroase zu sein und strengere Geldwäsche-Kontrollen und härtere Regulierungsvorschriften einführen. Mit der Zeit muss der Bankensektor verkleinert werden. In der akuten Krise helfen diese Massnahmen den Banken jedoch nicht.
Horn ist der Meinung, der Beschluss der Euro-Finanzminister müsse zurückgenommen und ein neuer Ansatz gewählt werden. So könne man den zyprischen Banken die Gelder garantieren, dafür müssten sie zum Beispiel Anteile an den Rettungsfonds oder an den Staat abtreten. Des weiteren sollte sich der Staat verpflichten, die Steuersätze anzuheben und den Bankensektor stark zu regulieren. «Dies würde ausreichen und die Lage eher stabilisieren als destabilisieren.»