Kurz vor Weihnachten stellen italienische Feinkost-Geschäfte die bekannten Weihnachtskörbe mit Köstlichkeiten aus dem Bel Paese zusammen. Kaltgepresstes Olivenöl, Wein, Pasta. Nur: auch die Mafia mischt immer unverblümter mit im Geschäft mit «Made in Italy»-Produkten. Aufsehen erregte letzten Sommer die Verhaftung des «Armani des Mozzarella» in Neapel. Der Unternehmer soll seine Firma mit Geldern der Camorra gegründet haben.
Doch in nur sehr wenigen Fällen ist es bis jetzt zur Anklage wegen Mafia-Zugehörigkeit gekommen. Kommt es zu einer Verurteilung, würden zudem Fälscher von Lebensmitteln nur milde bestraft, beklagt Konsumentenschützerin Silvia Biasotto. So verkaufte etwa ein Weinproduzent billigen Rebensaft als «Montepulciano»; die Busse knapp 5000 Franken. «Wer erwischt wird, muss nicht ins Gefängnis. Die Strafen sind gering, der Profit ist gross» sagt Biasotto.
Hauptumschlagplatz: Der Hafen Neapel
Hauptumschlagplatz für gefälschte Ware ist der Hafen von Neapel: Bei 500'000 Containern im Jahr können die Zollbeamten nur Stichproben nehmen. Mafiöse Geschäfte werden häufig mit aus China importierten Tomaten gemacht, die dann als hochwertige italienische Tomatensauce wieder re-exportiert werden. «Der Schwindel ist einfach. Da wird auf englisch San Marzano draufgeschrieben, obwohl eigentlich eine ganz andere Tomatensorte drin ist. Aus Billigware wird so ein Qualitätsprodukt zu demensprechenden Preisen!» sagt Rosario Romano Zollbeamter im Hafen von Neapel, der «Rundschau».
Eine Mafia, die über die Grenzen operiert
Das Problem der Unterwanderung der Lebensmittelproduktion durch die Mafia wird in Italien sehr ernst genommen, weil die Lebensmittelproduktion zentral ist für die italienische Exportindustrie. Darum trafen sich im November Vertreter von Anti-Mafia-Polizei, Justiz und Konsumentenschutz an einem Gipfel.
Italiens oberster Anti-Mafia Jäger Piero Grasso zeigt sich in der «Rundschau» besorgt über diese Entwicklung: «Wir haben es da mit einer Mafia zu tun, die sich schon im Verkauf und im Vertrieb von Nahrungsmitteln eingenistet hat. Die Globalisierung erleichtert das. Da werden Geschäfte gemacht mit Speditionsfirmen, Importeuren aus dem Ausland, kriminellen Strukturen. Das ist eine Mafia, die weit über die Grenzen operiert!»
Nicht nur Italien ist betroffen von der Unterwanderung der Lebensmittelproduktion durch das organisierte Verbrechen. Anfang Woche wurden bei einer Gross-Razzia von Europol und Interpol in 29 Ländern tonnenweise gefälschter Luxusprodukte wie Trüffel, Kaviar oder Spirituosen beschlagnahmt.