Die US-Justizministerin Loretta Lynch und der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber haben in Zürich über den Stand der Ermittlungen im Fifa-Korruptionsskandal informiert.
Die Untersuchungen gingen weiter und seien seit Mai ausgeweitet worden, sagte Lynch. Es gebe Untersuchungen gegen weitere Individuen und Organisationen, sagte die US-Justizministerin. Sie erwarte «eine nächste Runde von Festnahmen. Es kann sein, dass wir weitere Verdachtsmomente feststellen.»
Lynch bedankte sie sich bei den Schweizer Behörden für die Zusammenarbeit. Auf die Nachfrage, ob auch gegen Blatter ermittelt werde, wollte Lynch keinen Kommentar abgeben. «Ich werde mich zu Einzelpersonen nicht äussern», betonte sie. Auf die Frage, ob sie dem 79 Jahre alten Schweizer zu Reisen in bestimmte Länder abraten würde, um sich so einem möglichen Zugriff der US-Justiz zu entziehen, antwortete Lynch: «Ich bin leider nicht in der Lage, Ihnen Informationen zu geben über Herrn Blatters Reisepläne.»
Deutliche Worte von Lynch
Obwohl sich Lynch aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt hielt, sprach sie eine deutliche Warnung an alle Fussball-Funktionäre aus. «Die Personen, die im Fussball involviert sind, müssen sich überlegen, ob sie den alten Weg der Korruption weitergehen oder ob sie wieder für Integrität sorgen wollen. Ich hoffe, sie tun das Letztere – andernfalls stehen sie auf der falsche Seite», sagte die Ministerin.
Bislang werden 14 Personen – darunter neun ehemalige Fussball-Funktionäre und fünf Geschäftsmänner – der Korruption beschuldigt. 13 von ihnen wurden festgenommen, 10 sitzen allerdings in verschiedenen Ländern in Auslieferungshaft.. «Ich hoffe, dass wir alle in die USA bringen und dort anklagen können, aber ich habe keinen Zeitplan dafür», sagte Lynch.
Zu früh um Namen zu nennen
Bundesanwalt Michael Lauber äusserte sich darauf zu den Ermittlungen der Schweizer Justiz. Die Ermittlungen zur Vergabe der umstrittenen Fussball-Weltmeisterschaft an Russland 2018 und Katar 2022 seien noch lange nicht abgeschlossen. Mittlerweile habe die Bundesanwaltschaft 11 Terabytes Unterlagen zu sichten. «Wir sind nicht einmal in der Halbzeit in der Auswertung dieser Daten», sagte Lauber. Es werde um einiges länger dauern als die «legendären 90 Minuten».
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Zu diesen Daten gehört neu auch jenes Dokument, das von SRF publik gemacht wurde. Dabei handelt es sich um einen Vertrag, mit dem Fifa-Präsident Sepp Blatter TV-Übertragungsrechte zu einem Freundschaftspreis verkauft haben soll. «Wir werden das auswerten», sagte Lauber.
Die Bundesanwaltschaft hat aber nicht nur Daten, sondern auch handfeste Vermögenswerte sichergestellt: Seine Behörde habe mittlerweile 121 Bankverbindungen untersucht. Sie versiegelte mehrere Wohnungen in den Alpen, die mutmasslich als Geldwäsche-Objekt genutzt wurden. Wie viel Wert diese eingefrorenen Vermögenswerte haben, konnte Lauber nicht sagen.
Verfahren in beiden Ländern
Der Bundesanwalt steht an der Spitze der Schweizer Ermittlungen zur Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar. Lynch leitet das US-Strafverfahren um mutmassliche Korruption bei der Vergabe von Medien-, Marketing- und Sponsoringrechte für Turniere in den USA sowie in Lateinamerika.
Blatter hatte nach dem schwersten Korruptionsskandal in der Fifa-Geschichte seinen Rückzug angekündigt. Er war vorher für eine fünfte Amtszeit wiedergewählt worden. Sein Nachfolger wird am 26. Februar 2016 gewählt. Favorit auf den Posten ist der Franzose Michel Platini, derzeit Präsident der Europäischen Fussball-Union (UEFA).