Das Wichtigste in Kürze
- Der Sozialist verzichtet als erster französischer Staatspräsident seit Jahrzehnten auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit.
- Hollande erklärte in einer Ansprache, das Risiko mangelnder Unterstützung sei zu gross.
- Aussichtsreichste Kandidaten für die Nachfolge bleiben Marine Le Pen und François Fillon.
Zweifel an Unterstützung im eigenen Lager
Der 62-jährige François Hollande erklärte in Paris: «Ich habe entschieden, im nächsten Jahr kein Kandidat für die Präsidentschaftswahlen zu sein.» In den kommenden Monaten wolle er sich voll darauf konzentrieren, das Land zu leiten, das ihm 2012 vertraut habe.
Hollande erklärte mit ernstem Blick, das Risiko sei zu gross, dass ihm die notwendige Unterstützung verwehrt bleibe. Der 62-Jährige ist Umfragen zufolge bei den Franzosen extrem unbeliebt, vielen gilt er als zu zögerlich und nicht geradlinig genug.
Ich kann keine Zersplitterung der Linken akzeptieren.
Tatsächlich hatte Hollande in seiner Amtszeit viele Rückschläge wegzustecken. Gleichwohl strich er in seiner Ansprache Erfolge wie die zuletzt gesunkene Arbeitslosigkeit, durchgesetzte Wirtschaftsreformen und gesellschaftliche Entscheidungen wie die Öffnung der Ehe für Homosexuelle heraus.
Wer tritt für die Sozialisten an?
Hollandes Verzicht auf einen Kampf um den Verbleib im Elysee-Palast mischt die Karten im sozialistischen Lager neu. So hat bereits Hollandes früherer Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg Interesse bekundet, bei der internen Kandidatenkür im Januar seinen Hut in den Ring zu werfen. Auch andere ehemalige Kabinettsmitglieder haben sich ins Gespräch gebracht. Zuletzt
deutete sogar Hollandes amtierender Ministerpräsident Manuel Valls an, er könne auch gegen seinen Chef antreten.
Allerdings hat die tief gespaltene Regierungspartei Befragungen zufolge – egal mit welchem Kandidaten – kaum Chancen, über die erste Runde der Präsidentenwahlen hinauszukommen.
Hollandes Kritik an den beiden Präsidentschafts-Favoriten
Die Wahl findet in voraussichtlich zwei Wahlgängen am 23. April und am 7. Mai kommenden Jahres statt. Für die Konservativen steigt der frühere Premierminister François Fillon ins Rennen um den Élyséepalast. Es wird damit gerechnet, dass es auf eine Stichwahl zwischen ihm und Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National hinauslaufen könnte.
Hollande kritisierte in seiner Ansprache die Positionen der beiden Favoriten. Fillons Programm stelle das soziale Modell Frankreichs infrage, ohne einen Nutzen für die Wirtschaft zu bringen, sagte er. Mit Blick auf den Front National sagte er: «Die grösste Gefahr ist der Protektionismus.»