Die neusten Angriffe Frankeichs zeigen: Präsident François Hollande meint es ernst: Die Flugzeuge hätten am Morgen erneut Ziele im Irak angegriffen. Details nennt Frankreichs Regierung allerdings nicht. Das Land hatte sich am 19. September der US-Offensive gegen die Extremisten-Miliz «Islamischer Staat» im Irak angeschlossen.
Angriffe auf Ölraffinerien in Syrien
Allerdings: Nach der Ermordung eines Franzosen durch Islamisten erwägt das Land, seine Angriffe auf IS-Ziele im Irak auszudehnen. Zuvor hatte dies die Regierung in Paris noch kategorisch ausgeschlossen.
In der Nacht vorher hatten die USA ihre Angriffe gegen den IS auf die Ölraffinerien im Osten Syriens konzentriert. Diese werden derzeit von der extremistischen Gruppe kontrolliert. Dies teilte die US-Regierung am Mittwochabend mit. Es war bereits die dritte Nacht mit Militärschlägen gegen den IS in Syrien. An den Angriffen waren nach US-Angaben auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens 14 toten IS-Extremisten. Beim Bombardement im Nordosten des Landes kamen in der Nacht auch mindestens fünf Zivilisten ums Leben.
Angst vor Anschlägen
In Frankreich wächst derweil die Angst vor Anschlägen durch zurückkehrende Islamisten. Der irakische Regierungschef sagte, dass im Irak festgenommene Kämpfer von Terrorplänen im Westen gesprochen hätten. «Sie wollen Anschläge in den U-Bahnen von Paris und in den USA verüben».
In Frankreich sei tatsächlich eine wachsende Angst vor Anschlägen zu spüren. Es sei «weniger eine Frage ob, sondern nur noch wann es zu Anschlägen kommt», sagt SRF-Korrespondent Michael Gerber.
Damit nimmt auch die Skepsis gegenüber der grossen Zahl vor allem algerischer Muslime zu. «Marine Le Pen vom Front National lässt sonst kaum eine Möglichkeit aus, gegen den Islam zu polemisieren. Aber sie hält sich im Moment auffallend zurück.» Sie habe einzig gefordert, dass gegen alle Gotteskrieger, die nach Frankreich zurückkehrten, mit allen Mitteln vorgegangen werden müsse. Am besten mit Aberkennen der Staatsbürgerschaft.
Trotzdem spüre man in den muslimischen Quartieren eine wachsende Anspannung. Gegensteuer wollten die moderate muslimischen Organisationen in Frankreich geben, Sie hätten für eine Kundgebung eingeladen.
Aus Sorge vor Anschlägen von Islamisten hat Frankreich seine Sicherheitsmassnahmen verstärkt. Die Vorkehrungen gegen eine «Terrorgefahr» würden an öffentlichen Orten und in Verkehrsmitteln verstärkt. Dies teilte das Präsidialamt nach einer Krisensitzung mit.
Grossbritannien und Holland gehen in Stellung
Laut dem Pentagon gab es 13 Angriffe in Syrien, davon zwölf gegen Raffinerien. Die USA bezeichneten die Militärschläge gegen die Ölvorräte des IS als erfolgreich. Die Raffinerien sind für die Terrororganisation wichtig, weil sie für Treibstoff sorgen und eine wichtige Einnahmequelle darstellen. Es ist aber unklar, wie viel Öl der IS verkaufen kann.
Grossbritanniens Premierminister David Cameron kündigte an, sein Land wolle sich an den Luftschlägen gegen den IS im Irak und Syrien beteiligen, nachdem Bagdad um Hilfe gebeten habe. Das Parlament in London dürfte dafür am Freitag grünes Licht geben; alle Parteien sind bislang dafür.
Auch die Niederlande wollen sich an dem Kampf beteiligen – allerdings vorerst nur im Irak. Sechs Kampfflugzeuge des Typ F-16 würden für Luftangriffe im Irak zur Verfügung stehen, teilte der stellvertretende Ministerpräsident Lodewijk Asscher in Den Haag mit.
IS dringt trotzdem weiter vor
Inzwischen sind in Syrien die IS-Extremisten trotz der US-Luftangriffe weiter vorgedrungen. Im Norden des Landes zogen sie nach Angaben kurdischer Milizen den Ring um die Stadt Kobani enger zusammen. Sie hätten ihre Truppen in der umkämpften Region an der türkischen Grenze verstärkt.
Kurden im Kampfgebiet um Kobani warnten vor der erdrückenden IS-Übermacht. «Die Zahl ihrer Kämpfer und ihrer Panzer ist gewachsen», sagte der stellvertretende Kommandant der kurdischen Kräfte in einem Telefonat mit Reuters.