Das wurde aus dem Gaddafi-Clan
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Bild 1 von 11. Saif al-Islam al-Gaddafi war lange als wahrscheinlicher Nachfolger seines Vaters gehandelt worden. Nach dem Sturz des Regimes wurde er nahe der Stadt Ubari im Süden Libyens von Sintan-Milizen festgenommen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 11. Am 28. Juli 2015 wurde Saif al-Islam in Tripolis zum Tode verurteilt. Die Richter in Tripolis sprachen ihn wegen Kriegsverbrechen und Korruption schuldig. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 11. Gaddafis Witwe Safia Farkash floh zunächst mit mehreren ihrer Kinder nach Algerien. Seit Oktober 2012 lebt Safia in einer Villenanlage in Kurum, einem Vorort von Muskat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 11. Aisha ist die einzige leibliche Tochter des getöteten Tyrannen. Als Anwältin arbeitete sie für Saddam Hussein. Ihr Mann und zwei ihrer Kinder wurden während des Rebellenaufstands getötet. Das vierte Kind brachte die Gaddafi-Tochter während ihrer Flucht nach Algerien zur Welt. Seit März 2012 soll auch sie sich im Oman aufhalten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 11. Auch Hannibal Gaddafi floh mit seiner Mutter Safia. Zuvor war er wegen seines Luxuslebens und Gewalttaten in die Schlagzeilen geraten. Seine Verhaftung in Genf löste 2008 die Libyen-Affäre aus, während der Max Göldi und Rachid Hamdani in Tripolis als Geiseln genommen wurden. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 11. Saadi al-Gaddafi floh nach dem Sturz seines Vaters in den Niger, dessen Regierung ihm Unterschlupf gewährte. Auf der Weiterreise nach Mexiko wurde er verhaftet, unter Hausarrest gesetzt und 2014 nach Libyen ausgeliefert. Dem ehemaligen Fussball-Profi droht nun mindestens ein Verfahren wegen illegaler Bereicherung. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 11. Muammar al-Gaddafis jüngster Sohn Saif al-Arab kam angeblich bei einem Nato-Luftangriff 2011 ums Leben. Gerüchte, die Todesnachricht sei falsch und lediglich zu Propagandazwecken verbreitet worden, erhärteten sich bis heute nicht. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 11. Ob Gaddafis zweitjüngster Sohn Chamis noch am Leben ist, ist unklar. In den Jahren 2011 und 2012 wurde mehrfach sein Tod gemeldet und wieder dementiert. Die letzte Meldung stammt vom Oktober 2012. Exakt ein Jahr nach dem Tod seines Vaters soll Chamis bei Gefechten getötet worden sein. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 11. Gaddafis viertältester Sohn Mutassim wurde zusammen mit seinem Vater im Oktober 2011 in der libyschen Stadt Sirt gefasst. Mutassim wurde nur wenige Stunden später getötet. Vor dem Sturz des Regimes hatte er die Präsidentengarde befehligt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 11. Muammar al-Gaddafi selber war nach der Einnahme der Hauptstadt Tripolis durch die Rebellen im August 2011 noch bis im Oktober desselben Jahres auf der Flucht gewesen. Bei der Flucht aus seiner Heimatstadt Sirte wurde er schliesslich aus einem Abwasserrohr gezerrt und getötet. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 11. Am 20. Oktober 2011 wurde Gaddafi kurz nach seiner Ergreifung durch die Rebellen getötet. Nach Bekanntwerden seines Todes kam es im ganzen Land zu Freudenkundgebungen. Um seinen Anhängern keinen «Wallfahrtsort» zu bieten, wurde Gaddafi an einem geheimen Ort in der Wüste bestattet. Bildquelle: Reuters.
SRF News: Einer von Gaddafis Söhnen, Saif al-Islam, ist von einem libyschen Gericht in Tripolis zum Tode verurteilt worden. War das zu erwarten?
Günter Meyer: Es war zu erwarten. Nur die Frage, die sich daraus ergibt, ist, ob so ein Urteil überhaupt zur vollstrecken ist. Es gibt andere Beispiele, etwa der ehemalige Erziehungsminister, der schon 2013 zum Tode verurteilt worden ist. Das Urteil gegen ihn wurde immer noch nicht vollstreckt. Ausserdem gibt es Probleme dadurch, dass es die Sintan-Miliz ist, die Saif al-Islam unter ihrer Kontrolle hat. Doch die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass es früher oder später zur Vollstreckung des Todesurteils gegen den Gaddafi-Sohn kommt.
Menschenrechtsorganisationen befürchteten, Saif al-Islam erhalte kein gerechtes Verfahren. War dies eine berechtigte Sorge?
Das war sicherlich eine berechtigte Angst, zumal Saif al-Islam nicht persönlich beim Gerichtsverfahren dabei gewesen ist. Ihm wurde aufgetragen, er solle sich selber darum kümmern, dass er Verteidiger habe. Das ist aus Menschenrechtsperspektive und aus Sicht der Rechtsstaatlichkeit zweifelhaft. Immerhin war es ein sehr umfangreiches Verfahren mit über 200 Zeugen – von dem her hat man sich Mühe gegeben, hier zumindest grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien zu erfüllen.
Welche politischen Folgen wird dieses Urteil für Libyen haben?
Ausserordentlich geringe Auswirkungen. Die Bevölkerung hat ganz andere Probleme, als sich mit dem Schicksal von Saif al-Islam zu beschäftigen. Das Land ist als gescheiterter Staat anzusehen. Wir haben zwei Regierungen: Eine international anerkannte im Osten des Landes und eine islamistisch dominierte Regierung im Westen, in Tripolis, wo auch die Verhandlungen gegen Saif al-Islam stattgefunden haben. Hinzu kommt eine Vielzahl von Milizen.
Und in diese Situation hinein ist der sogenannte Islamische Staat gestossen, der sich zunächst in Darna, im Osten des Landes, an der Küste festgesetzt hat. Dann hat er Auseinandersetzungen zwischen den beiden Regierungen genutzt, um Sirte zu erobern, die Heimatstadt von Gaddafi. Jetzt ist der IS weiter entlang der Küste bis nahe an die Grenze zu Tunesien vorgedrungen und hat immer mehr Anhänger bekommen. Unter ihnen sind Libyer wie auch Dschihadisten, die aus der ganzen Welt zunehmend nach Libyen kommen.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovitsch.