Gegen Saif al-Islam war zusammen mit 36 weiteren Funktionären des Regimes seines Vaters Anklage erhoben worden. Zum Prozess in Tripolis wurde er aus dem Gefängnis in der Stadt Sintan zeitweise per Video zugeschaltet. Nebst Saif al-Islam wurden acht ehemalige Funktionäre zum Tode verurteilt.
Seit 2011 in Gewalt von Rebellengruppe
Die Richter befanden Saif al-Islam am Dienstag schuldig, friedliche Proteste während der Revolution von 2011 unterdrückt zu haben. Der Aufstand führte zu Gaddafis Sturz, wenig später wurde er getötet. Saif al-Islam ist seit 2011 in der Gewalt einer ehemaligen Rebellengruppe im Westen Libyens.
Das Gericht verurteilte ausserdem in einer vom Fernsehen übertragenen Sitzung Gaddafis ehemaligen Spionagechef Abdullah al-Senussi sowie Ex-Ministerpräsident Bagdadi al-Mahmudi zum Tod durch Erschiessung. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die beiden genauso wie Saif al-Islam al-Gaddafi zur Tötung friedlicher Demonstranten aufgerufen und ausländische Söldner angeworben hatten. Ausserdem sollen sie bewaffnete Milizen zur Niederschlagung des Aufstandes gegen Gaddafi eingesetzt haben. Gegen die Urteile kann Berufung eingelegt werden.
Keine Auslieferung nach Den Haag
Menschenrechtsgruppen hatten befürchtet, dass Al-Islam keinen fairen Prozess bekommen würde und sahen sich am Dienstag bestätigt: Human Rights Watch sprach von einem «fehlerhaften Verfahren». Laut dem Uno-Menschenrechtsrat wurde die Arbeit der Verteidigung behindert und die individuelle Schuld
der Angeklagten nicht festgestellt.
Einen Prozess gegen den zweitältesten Sohn Muammar al-Gaddafis strebt auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag an. Dort werden ihm Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Obwohl der Gerichtshof Libyen die Zuständigkeit für den Prozess gegen Gaddafi abgesprochen hatte, blieben Aufforderungen zur Auslieferung bisher erfolglos.
Das wurde aus dem Gaddafi-Clan
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Bild 1 von 11. Saif al-Islam al-Gaddafi war lange als wahrscheinlicher Nachfolger seines Vaters gehandelt worden. Nach dem Sturz des Regimes wurde er nahe der Stadt Ubari im Süden Libyens von Sintan-Milizen festgenommen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 11. Am 28. Juli 2015 wurde Saif al-Islam in Tripolis zum Tode verurteilt. Die Richter in Tripolis sprachen ihn wegen Kriegsverbrechen und Korruption schuldig. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 11. Gaddafis Witwe Safia Farkash floh zunächst mit mehreren ihrer Kinder nach Algerien. Seit Oktober 2012 lebt Safia in einer Villenanlage in Kurum, einem Vorort von Muskat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 11. Aisha ist die einzige leibliche Tochter des getöteten Tyrannen. Als Anwältin arbeitete sie für Saddam Hussein. Ihr Mann und zwei ihrer Kinder wurden während des Rebellenaufstands getötet. Das vierte Kind brachte die Gaddafi-Tochter während ihrer Flucht nach Algerien zur Welt. Seit März 2012 soll auch sie sich im Oman aufhalten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 11. Auch Hannibal Gaddafi floh mit seiner Mutter Safia. Zuvor war er wegen seines Luxuslebens und Gewalttaten in die Schlagzeilen geraten. Seine Verhaftung in Genf löste 2008 die Libyen-Affäre aus, während der Max Göldi und Rachid Hamdani in Tripolis als Geiseln genommen wurden. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 11. Saadi al-Gaddafi floh nach dem Sturz seines Vaters in den Niger, dessen Regierung ihm Unterschlupf gewährte. Auf der Weiterreise nach Mexiko wurde er verhaftet, unter Hausarrest gesetzt und 2014 nach Libyen ausgeliefert. Dem ehemaligen Fussball-Profi droht nun mindestens ein Verfahren wegen illegaler Bereicherung. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 11. Muammar al-Gaddafis jüngster Sohn Saif al-Arab kam angeblich bei einem Nato-Luftangriff 2011 ums Leben. Gerüchte, die Todesnachricht sei falsch und lediglich zu Propagandazwecken verbreitet worden, erhärteten sich bis heute nicht. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 11. Ob Gaddafis zweitjüngster Sohn Chamis noch am Leben ist, ist unklar. In den Jahren 2011 und 2012 wurde mehrfach sein Tod gemeldet und wieder dementiert. Die letzte Meldung stammt vom Oktober 2012. Exakt ein Jahr nach dem Tod seines Vaters soll Chamis bei Gefechten getötet worden sein. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 11. Gaddafis viertältester Sohn Mutassim wurde zusammen mit seinem Vater im Oktober 2011 in der libyschen Stadt Sirt gefasst. Mutassim wurde nur wenige Stunden später getötet. Vor dem Sturz des Regimes hatte er die Präsidentengarde befehligt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 11. Muammar al-Gaddafi selber war nach der Einnahme der Hauptstadt Tripolis durch die Rebellen im August 2011 noch bis im Oktober desselben Jahres auf der Flucht gewesen. Bei der Flucht aus seiner Heimatstadt Sirte wurde er schliesslich aus einem Abwasserrohr gezerrt und getötet. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 11. Am 20. Oktober 2011 wurde Gaddafi kurz nach seiner Ergreifung durch die Rebellen getötet. Nach Bekanntwerden seines Todes kam es im ganzen Land zu Freudenkundgebungen. Um seinen Anhängern keinen «Wallfahrtsort» zu bieten, wurde Gaddafi an einem geheimen Ort in der Wüste bestattet. Bildquelle: Reuters.