Omonia heisst auf deutsch Eintracht. Omonia ist aber auch ein zentraler Platz in Athen. Von dort führen Strassen in eher schäbige Viertel, wo viele Migranten unter Vordächern oder Bäumen schlafen. Etwas zu essen erhalten sie zum Beispiel bei der Caritas.
Begoña ist eine der Freiwilligen; seit zwölf Jahren füllt sie hingestreckte Teller. Jeden Tag sind es hunderte, meist mit Reis oder Spaghetti. In den letzten Wochen habe sich vieles verändert, sagt sie: «Vor September verschwanden die Migranten schnell wieder – wir wissen nicht, wohin und wie. Seither aber sind es nur noch Syrer, Iraker und Afghanen, die weiter Richtung Norden ziehen.»
Migranten aus anderen Ländern bleiben hängen: «Algerier, Marokkaner, Ägypter, Iraner, Pakistaner wollen auch nach Deutschland, Schweden oder England. Dort aber werden sie nicht aufgenommen. Für sie bleibt die Grenze im Norden Griechenlands, der Übergang nach Mazedonien, verschlossen.»
Viele kommen wieder zurück, sagt Begoña, und ihre Probleme seien riesig: «Den meisten ist das Geld ausgegangen. Darum schlafen sie in Parks oder in verlassenen Häusern und wissen nicht wie weiter.»
Schlepper profitieren
Ganz in der Nähe des Omonia-Platzes befinden sich auch die Büros des griechischen Flüchtlingsforums. Dieser Verein will Bindeglied sein zwischen Griechen und Migranten. Yonus Muhammadi kam vor 15 Jahren als Flüchtling aus Afghanistan und entschied sich damals, in Athen zu bleiben.
Die Schlepper haben gefeiert, als sie erfuhren, dass viele Migranten nicht mehr weiter dürfen.
Heute hilft er Leuten, die eben erst angekommen sind. Dass die Grenze zu Mazedonien nun für viele zu bleibt, das nütze nur jemandem: «Die Schlepper haben gefeiert, als sie erfuhren, dass viele Migranten nicht mehr weiter dürfen. Statt 200 Euro müssen Iraner oder Pakistaner nun 2'000 Euro hinblättern, um illegal über die Grenze nach Mazedonien zu kommen», so Muhammadi.
Eine Minderheit geht wieder heim
Gibt es auch Leute die sich unter diesen Umständen entschliessen, in ihre Heimat zurückzukehren? Laut Muhammadi sind es nur einige hundert, die bisher zurückgingen. Verglichen mit den Neuankömmlingen sei ihre Zahl bescheiden.
Und daran würde sich auch nichts ändern, würde Griechenland aus der Schengen-Zone ausgeschlossen: «Hauptbetroffene wären die EU-Bürger selber», sagt Yonus Muhammadi, der Afghane. Doch für Migranten bliebe wohl alles beim alten. Für sie sei ohnehin keine Grenze einfach so zu passieren.
Würden Sie denn zurückgehen in ein bombardiertes Gebiet?
Die Verletzlichsten bleiben hängen
Ein paar Strassen weiter, aber noch immer in Sichtweite des Omonia-Platzes, arbeitet Mari Xalaka. Früher war sie Börsenbrokerin, heute sammelt sie Geld für die Hilfsorganisation Praksis. Auf den griechischen Inseln ist Praksis ein wichtiger Partner des Flüchtlingshilfswerks der UNO.
Xalaka sagt: «Derzeit kommen mehr Frauen und Kinder bei uns an.» Die Gefahren vor allem für unbegleitete Kinder seien gross: Ihnen drohten sexuelle Ausbeutung, Handel mit Organen, Versklavung. Zudem daure ihre Flucht oft viel länger. Doch auch Familien und ältere Leute seien länger unterwegs als junge Männer: Die Berge im Norden Griechenlands, über die jetzt viele illegal versuchten, nach Mazedonien zu kommen, seien für Frauen oder Kinder zu hoch. Die Verletzlichsten blieben oft in Griechenland hängen.
Was tun diese Leute? Kehren sie zurück? «Würden Sie denn zurückgehen in ein bombardiertes Gebiet?» Die Antwort, sagt Xalaka, liege vor allem in Syrien. Nur wenn sich die Lage dort verbessere, ändere sich auch hier etwas.