Im Irak sind bei mehreren Bombenexplosionen auf Märkten mindestens 22 Menschen getötet worden. Unbekannte hätten Sprengsätze in drei Autos versteckt und am Morgen in schiitischen Provinzen gezündet, teilten Polizei und Sanitäter mit.
Der irakische Sender Sumeria TV meldete, in der südlich der Hauptstadt Bagdad gelegenen Stadt Amara seien 16 Zivilisten getötet worden, als zwei Autobomben an einem Ort explodierten, wo Gelegenheitsarbeiter ihre Dienste anbieten. In Diwaniya starben vier Menschen durch eine Bombe, die neben einem Schnellrestaurant detonierte.
200 Tote in einer Woche
Seit dem Abzug der US-Truppen aus dem Golfstaat vor über einem Jahr hat die Gewalt zwischen den Anhängern der verschiedenen Glaubensrichtungen – insbesondere den Sunniten und den Schiiten – einen neuen Höhepunkt erreicht. Der letzte Anschlag im Irak liegt nur vier Tage zurück: Am 25. April starben drei Menschen bei der Explosion einer Autobombe in Najaf.
Bei Ausschreitungen gab es letzte Woche insgesamt über 200 Tote. «Es ist eine unerträgliche Situation», erklärt Nahostexperte Ulrich Tilgner gegenüber Radio SRF. Der alte Konflikt zwischen Sunniten und den regierenden Schiiten flamme wieder auf. «Irak steht jetzt am Rande eines Bürgerkrieges.»
Als Reaktion auf die Gewalt entzogen die irakischen Behörden am Sonntag zehn Satellitensendern die Sendeerlaubnis. Darunter ist auch der Nachrichtensender Al-Jazira. Die Sender hätten Gewalt und Abtrünniges Verhalten gefördert, sagt die Regierung in Bagdad.
Gewalt auch im kurdischen Norden
Derweil kam es in der nordirakischen Stadt Mossul zu Kämpfen zwischen Extremisten und Einheiten von Polizei und Armee. Zwei Soldaten kamen dabei ums Leben; 56 Personen wurden verletzt. Das irakische Nachrichtenportal Shabak meldete, in Mossul seien binnen 48 Stunden 29 Terrorverdächtige festgenommen worden.
Der Ministerpräsident der kurdischen Autonomieregierung, Nechirvan Barsani, traf unterdessen mit einer Delegation in Bagdad ein. Die Kurden sind besorgt über die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten. Sie sind an Al-Malikis Regierung beteiligt.